Freitag 19 April 2024

Industriebuchbinder mit Spaß am Handwerk...

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  • ...gibt es meinen Erfahrungen nach nicht viele. Dennoch. Ich gehöre dazu. In meinem Job kommt das Handwerk praktisch gar nicht mehr vor. Es sei denn es müssen Blindmuster oder Ausführungsmuster für Kunden gefertigt werden.


    Mein Spaß an der Sache wurde durch den Meisterkurs und die Ausbildung des Lehrlings unserer Firma wieder zum Leben erweckt. Es blieb mir also praktisch nichts anderes übrig als Falzbein, Ahle, Zirkel usw. wieder in die Hände zu nehmen. Da die Übung noch fehlte, waren die ersten Bücher (allesamt Klebebindungen) nicht gerade das gelbe vom Ei, aber nach und nach kam die Geschicklichkeit im Umgang mit Leim, Papier und Gewebe wieder.


    Jetzt, kurz vor Weihnachten kam dann die Idee für alle Familienangehörige ein kleines Notizbuch zu fertigen. Man muss dazu sagen, das sich bei mir in der Familie die erwachsenen eigentlich nicht beschenken, aber ich denke so ein kleines Mitbringsel wird den Familienfrieden sicher nicht enorm stören.


    Die Beschaffung von Materialien war auch nicht das Problem. Pappen und Inhaltspapier kann ich unentgeltlich aus der Firma mitnehmen. Sind halt alles Reste für die keine weitere Verwendung mehr angedacht ist.
    Gewebe, Kapitalband, Zeichelitze und Gaze habe ich in Kleinstmengen gekauft, oder als Materialproben von der Drupa. Schönes Bezugspapier und Vorsatzpapier beziehe ich aus hiesigen Deko- und Bastelläden. Leim habe ich bestellt.


    Vorgestern Abend hab ich also mal angefangen ein paar Buchdecken zu machen. Für vier Stück habe ich geschlagenen 4 Stunden gebraucht, bin also für eine Handwerkbuchbinderei völlig unrentabel. :D


    Naja wie dem auch sei. Macht einfach Laune und man glaubt gar nicht was mit wirklich schönen Materialien und ein wenig Kreativität alles schönes Zaubern kann.


    Macht ihr gelegentlich auch noch was im handwerklichen Bereich, oder ist euch das Handwerk eher ein Gräuel?


    Bilder von Euren Kreativen Büchern, Schachteln usw. werden hier natürlich gerne gesehen. Wenn ihr Probleme beim hochladen habt, schickt mir einfach ne PN.

  • Nun ja.......früher hat es deutlich mehr Spass gemacht handwerklich zu arbeiten. Warum? Ganz einfach! Man braucht Ruhe und Ordnung dafür, und im hektischen Tagesgeschäft ist ja nun kaum Zeit für solche schönen Arbeiten, leider!! Blindmuster und Kundenmuster macht man schwupps nebenher, aber is eben auch nix dolles. Materialien hab ich noch reichlich rumfliegen auf der Arbeit.......Leinen, Kapital, Gaze, Pappen.....aber nie wirklich Zeit. Aber eins ist Gewiss, Buchbinden ist wie Radfahren, man verlernt es nicht. Und du schäm dich für die 4 Stunden für 4 Decken :-)

  • Und du schäm dich für die 4 Stunden für 4 Decken :-)

    :sleeping:
    Aber ich bin ja steigerungsfähig...für die nächsten zwei hab ich nur ne Stunde gebraucht, wobei mir eine Decke leider ein bißchen misslungen ist, aber für die Familie reicht es. :thumbsup:


    Stimmt schon. Im hektischen Tagesgeschäft ist dafür keine Zeit. Ich bin überzeugt das meine Chefin mir meine schönen Bücher um die Ohren hauen wurde, wenn ich das während der Arbeitszeit machen würde. Deshalb mach ich das auch bei mir zu Hause. Ist auch ne kleine Entschuldigung für meine eher langsame Arbeitsweise. Denn eins ist klar: Ich habe weder eine Pappschere, geschweige den einen Planschneider im Keller. ;)

  • Ich bin auch einer von denen die überhaupt kein Interesse am Handwerk haben, ich liebe es Maschinen einzustellen und zu bedienen, das rattern und das klackern :D
    Und das hält mich auch vom Meisterkurs ab, würde ich ja mitlerweile gerne machen, aber die Handwerkssachen welche gefordert werden schrecken mich ab. Hab da nicht so die Geduld für, bin halt mehr der Grobmotoriker ;)


    Aber ich muss zugeben, sieht schick aus was du da gefertigt hast.

  • Die Neue Kollektion ist da!


    Habe mal wieder eine Buchdecke gemacht. Diesesmal ein Halbledereinband. Anlass war die neu erstandene „Schneidermaschine“ aus dem hiesigen Discounter. Kann das Dingen nur empfehlen. Klar, ist keine professionelle Pappschere, aber um den einen oder anderen Papierüberzugsnutzen oder dergleichen zu schneiden reicht es.


    Auf jeden Fall geht es schneller von der Hand als alles mit dem „ollen“ Schillermesser zu schneiden.


    Ein Rollenschneider ist auch noch integriert. Wellenschnitt, Perforation, oder ganz normal schneiden kann man damit.


    Fazit: Für den Preis von 18 Euro durchaus empfehlenswert.

  • Puh,ich dachte schon er würde Borussia heissen........oder Schlacke 04......

  • Industriebuchbinder versucht sich mit Kindern am Handwerk...


    Als mein Sohnemann noch in den Kindergarten ging, hatte ich diesen immer mit Papierresten aus meiner Firma versorgt. Die Erzieherinnen waren über diese Spenden sehr erfreut, da diese oft bis zu hundert Kilo und großformatige Bögen enthielten und die sonst übliche Beschaffung auf dem Papiermarkt nicht gerade billig für den Kindergarten war. Da der Kindergarten immer wieder Themenprojekte mit den Kindern machte und das Thema "Bild (Druck) und Buch" anstand, fragten mich die Erzieherinnen, ob ich als Buchbinder dazu einen Vorschlag hätte und sie mit Ihrer Gruppe meine Firma besuchen könnten. Ich fragte daraufhin zuversichtlich meinen Chef ob eine Führung in unserer Firma möglich wäre. Dieser erteilte mir aber eine Absage, da er der Meinung war, dass dies zu gefährlich sei und die Kinder in diesem Alter die komplizierten Fertigungsprozesse noch nicht verstehen würden, wogegen er einer Führung von Grundschülern der 3ten oder 4ten Klasse keine Einwände gehabt hätte. Über meine erste Enttäuschung hinweg, musste ich zugeben, dass er gar nicht so unrecht hatte. Ich wollte aber auf keinen Fall nur mit dieser Absage vor die lieben Damen treten und nachdem ich mir tagelang den Kopf zermartert hatte, wie dies zu einem guten Ende zu bringen sei, den Erzieherinnen angeboten mit den Kindern ein Buch herzustellen. Die Erzieherinnen waren begeistert und so hatte ich mir in der darauffolgenden Woche zwei Tage "Urlaub" genehmigt (oder besser vom Chef genehmigen lassen), die ich dann im Kindergarten verbrachte.

    Erster Tag: Sitzkreis in der Gruppe und Besprechung mit den Kindern und Erzieherinnen wie ein Buch entsteht, was alles zu einem Buch gehört und welche Materialien benötigt werden. Es wurde diskutiert wie das Buch optisch und inhaltlich aussehen könnte und welche Materialien Verwendung finden könnten. Die Kinder sollten als Inhalt Bilder zum Thema "Wir machen ein Buch" malen, dazu ein Vorwort von den Erzieherinnen, eine Inhaltsangabe und natürlich ein Impressum. Als Format hatten wir uns auf A3 einigt und die Gestaltung der Buchdecke sollte spontan bei der Herstellung entstehen. Einige Kinder fingen danach auf A2 Bögen an zu malen und andere suchten Materialien für die Buchdecke und die Vorsatzblätter und das Kapitalband zusammen. Die Pappen für die Decke wurden zugeschnitten, mit einer Textiltapete zur Buchdecke verklebt und anschließend gepresst. Eine Kordel wurde mit einem Stoffrest vernäht, so entstand das benötigte Kapitalband. Der größte Teil des Inhaltes wurde durch Zeichnungen der Kinder mit Wasserfarbe, Wachsmalstifte, Kartoffelstempel, fertiggestellt und schon war der erste Projekttag vorbei.


    Zweiter Tag: Das Vorwort, Inhaltsverzeichnis und Impressum wurde von Erzieherinnen erstellt, die Kinder malten den restlichen Inhalt fertig, dann wurden die A2 Bögen einmal mittig gefalzt (gefaltet) und die Löcher zum vernähen wurden mit Hammer und Nagel vorgestanzt (besser vor gehämmert, weil das Papier sehr dick und stabil war).
    Die ca. 15, teilweise von der Wasserfarbe noch feuchten Bögen wurden von mir, mit Hilfe der Kinder und Fingerhut vernäht (für die Kinder ein richtiger Kraftakt). Danach haben wir den Rücken mit der Gaze und Kapitalband verklebt, in die Decke eingehängt und die Vorsatzblätter aus Tapetenresten verleimt und fertig war das Buch. Bis auf Papier, Pappe, Gaze und Leim wurden dazu Reste aus dem Kindergarten verwendet.


    Den Kindern, Erzieherinnen und mir hat "unser" erstes Buch einen riesigen Spaß gemacht und wer weiß, vielleicht erinnert sich einer der kleinen an dieses Ereignis , wenn es um die Berufswahl geht. Die ganze Aktion ist aber schon 12 Jahre her und da ich zwischenzeitlich nur hin und wieder Bücher repariert habe, muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich die Fadenheftung mit der richtigen Vernähtechnik wahrscheinlich nicht mehr hinbekommen würde.


    Trotz dieser langen Zeit, die inzwischen verstrichen ist, ist mir dieses Erlebnis gut in Erinnerung gebleiben ( ich gebe hier aber besser auch gleich zu, auch noch einen Blick in den Kindergartenreport von damals, in dem das Projekt von den Erzieherinnen für die Eltern dokumentiert wurde, geworfen zu haben um meine Erinnerungen nochmals aufzufrischen ) und bin am überlegen, ob ich dies dem Kindergarten nicht wieder anbieten sollte. Ich habe zwar kein Kind mehr in diesem Alter, aber allein die netten Mädels, die die Kinder betreuen wären den Gedanken wert.


    Grüße http://www.freierbuchbinder.de

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  • @Cosa
    Aber hallo! das Buch sieht doch ganz super aus und dein Neffe wird es wie seinen Augapfel hüten, seinen Freunden zeigen und in der Schule.... und schwupp schon hast Du einen Großauftrag :-). So ein Buch will doch jeder!!


    @freierbuchbinder
    soo ein braver Papa warst/bist Du? :-)
    Dagegen bin ich böse Mami. Nicht im Kindergarten ( der wurde von mir mit etlichem Material versorgt), sondern eher in der Grundschule haben mich die Lehrer entsprechend "bearbeitet". Ich zeige Buchbinden gerne allen Interessierten und lasse meine Kinder und deren Freunde auch in die Werkstatt. Ich gebe auch gern den Lehrern Tips ABER: ich mache nicht die Arbeit für die sie bezahlt werden. Es gibt inzwischen soooviele Buchbinder- Bastelbücher und auch Videos mit Anleitungen auf Youtube, daß jeder der Interesse hat sich die Grundkenntnisse aneignen kann. Dabei muß ich aber gestehen, daß manche Anleitungen schon eher "menschenverachtend" umständlich und vor allem unvollständig dargestellt werden. Wobei da bestimmt Absicht dahinter ist. Ein Erfolgsautor will ja nicht nur sein Erstlingswerk verkaufen :-).


    Es gibt, wie für vieles andere eben auch, beim Heften mehrere Arten und Möglichkeiten. Die Grundart dürfte in jedem Bubi - Fachbuch stehen ....... und auf Youtube: http://www.youtube.com/watch?v…ndex=7&feature=plpp_video


    Auf Youtube findet man anleitungsmäßig nahezu alles was das Buchbinderherz begeht.... sozusagen. Nur üben, das muß jeder für sich.