Mittwoch 24 April 2024

Anfänger hätte bitte einige Fragen

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  • Damit nicht der Eindruck entsteht, dass ich vor lauter Fragen hier im Forum aufs Buchbinden vergesse,
    kann ich schreiben, dass ich heute 2 Bücher mit je 240 Seiten genäht und incl Einband fertiggestellt habe.
    Auch habe ich für einen "Kaufbuchblock" von Boesner einen Einband erstellt.


    Auf welche Stellen schaut ihr Speziallisten eigentlich, wenn ihr bei einem Buch auf korrekte Arbeit
    bzw Fehler sucht ?



    lG
    Franz



    PS: ich finde dieses Forum und ihre Mitglieder echt supernett !!!!

  • Die Frage ist falsch!
    Bist Du gelernter Buchbinder der für seine Arbeit Geld bekommen möchte, oder soll das Buchbinden Spaß machen?


    Bei den Profis ist die Liste der Kriterien sehr lang.
    Zuerst werden natürlich die offensichtlichen Dinge beurteilt.
    Buchblock schief eingehängt, Buchblock schlecht oder schief beschnitten, Decke schmutzig oder mit schlechten Ecken, schlechte Prägung oder schiefes Schild, usw.


    Neben den offensichtlichen Punkten gibt es die Liste der Fertigkeiten.
    Wie ist der Buchblock gemacht (also welche Technik), was für ein Vorsatz wurde verwendet, welche Materialien wurden eingesetzt, passen die Materialwahl zum eigentlichen Buch, welche Techniken wurden zusammengestellt (zum Beispiel: Sprungrücken gelummbeckt = tot).


    Aber das sollte alles nicht Dein Thema sein. Es gibt viele Bücher oder Kunstobjekte die man Buch nennen kann die sehr lustig und durchausberechtigt sind. Also nicht zu streng sein. Es gibt keinen Weg zum Glück. Glücklich sein ist der Weg.


    Buntpapier

  • Natürlich soll das Ganze echt Spaß machen und will ich auch kein Perfektionist oder ähnliches sein.
    Auch soll es nicht in Arbeit ausarten gg.



    Jedes Stück soll ein Einzelwerk sein, dem man ansieht, dass es ein Profiwerk ist,
    aber trotzdem ein kleinen "Wow-Effekt" auslöst.
    Im Falle, dass es ein Geschenk wird, soll der Betreffende erkennen, dass man sich damit Mühe gegeben hat
    und nicht halt irgendwie etwas zusammengeleimt hat.


    Demnächst werde ich deshalb so einen Tageskurs besuchen.


    Noch eine große Fragen zum Runden, ob mein geplanter Arbeitsablauf so stimmt:


    die einzelnen Lagen wie immer mit Zwirn binden, auf den Rücken dann Leim auftragen (Frage: soll der Buchblock gepresst werden und wie lange soll der Leim trocknen)
    Mit dem Hammer dann beidseitig auf den Rücken klopfen um eine gleichmäßige Rundung zu bekommen (Frage: gibt es da ein Verhältnis zwischen Blockbreite und Rundung ?)
    Wenn Rundung paßt, nochmals leimen und Gaze anbringen


    Beim Berechnung der Breite des Kartons für Rücken ein Blatt Papier über den Blockrücken legen und einfach die Strecke zwischen den beiden Vorsatzblättern (Kante) messen.


    lG
    Kodi

  • Ich habe drei Bilder versucht. Der Rücken ist jeweils links.
    Wird ein Rücken nicht gerundet hängt der Buchblock irgendwann durch. (im Bild oben)
    Das Runden und wieviel Runden hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der Faden erzeugt eine gewisse Überhöhung des Buchblockes am Rücken. Ist der Faden sehr dick reicht schon fast ein korrektes Abpressen. Ist der Faden sehr dünn oder normal hilft das Runden um dem Buchblock Steifigkeit und Form zu geben. Ich kenne das Runden ohne den Buchblock einzupressen. (im Bild Mitte) Die Fachbücher beschreiben das Runden auch gut. Hast Du eins?
    Wird der Buchblock eingepresst und dann gerundet, werden die äußeren Lagen förmlich um 90 Grad gefalzt. Dadurch entsteht eine Stufe in die Buchdeckel fällt. (im Bild unten)
    Um wieviel man den Buchblock im Bereich des Rückens gegenüber der eigentlichen Buchblockdicke erhöht hängt auch davon ab welche Deckel das Buch bekommt (im Bild unten).
    Und natürlich wie Du schon geschrieben hast wie dick das Buch ist.


    Ich habe übrigens nie einen Hammer in die Hand genommen. Mein Lehrmeister hat die Bücher gleich rund gelummbeckt bzw. erst nach dem fadenheften rund abgeleimt. Er hatte auch ein gutes Argument. Erst leime ich gerade und dann zerstöre ich den Rücken wieder mechanisch? Das setzt natürlich sehr strammes fadenheften (wenn geheftet wird), etwas Übung (wenn gelummbeckt wird) und eine andere Reihenfolge beim Schneiden des Buchblockes voraus. Einen runden Buchblock kann man vorne nur schwer beschneiden.


    Für die Ermittlung der Breite der Rückeinlage habe ich immer den Buchblock mit den beiden Deckeln in einer Hand gehalten und dann in einer drehenden Bewegung mit einem Lineal oder Zollstock die Breite des gesamten Buchrücken abgefahren. Die Rückeinlage habe ich aber eher einen Hauch schmaler als zu breit gemacht. Wenn die Rückeinlage zu breit ist wird sie später im Bücherregal (doch es soll Menschen mit mehr als einem Buch geben) raus gedrückt und sieht nicht mehr schön aus.


    Du siehst selbst die gelernten Buchbinder habe sehr unterschiedliche Wege.
    Buntpapier


    http://www.fotos-hochladen.net/view/bild1bnzqv9ude6.png[/img]
    Und habe ich ein Bild hinbekommen?

  • Bild geglückt *g*. Buntpapier
    Also warum man ein Buch erst gerade ableimt und dann, wenn der Leim angetrocknet ist erst rundet weiß ich so genau auch nicht, aber ich glaube es hat etwas mit der Haltbarkeit und Stabilität der Rundung zu tun. Mein allerallererster Chef - noch vor meiner Lehrzeit - hat Bücher ohne Presse von Hand auf der Tischplatte gelumbeckt und auch gleich gerundet. In allen Fachartikeln die ich kenne steht es aber anders drin. Hauptsache es hält würde ich sagen :-).


    Nach dem Runden das Buch in die Presse setzen und nochmal ableimen und je nach Bindeart Gaze drauf und über Nacht trocknen lassen. Auf tiefen Falz ( Beispiel ganz unten auf Buntpapiers Bild) werden Franzbände und Sprungrücken abgepresst.
    Der Franzband leitet sich nicht von deinem Vornamen ab @Kodi *gg*....... sondern ist eine, aus Frankreich stammende Einbandart für Halb- od. Ganzlederbände.
    LG Papierfrau

  • Hallo, ich platze als Neue mal so rein. Ich habe eine Weile überlegt, wieso man erst ableimt und dann rundet.


    Bei fadengehefteten Büchern finde ich es recht einleuchtend, man drückt den Block ja nicht in Form und leimt dann, sondern meiner Erfahrung nach ist der workflow 1. Leimschicht als Stabilisierung – Beschnitt – Runden. Besonders der Vorderschnitt lässt sich ja nach dem Runden nicht mehr Beschneiden, und ohne eine Leimschicht wäre mir der Buchblock zu instabil. Wenn man nicht beschneidet, aus welchen Gründen auch immer, erscheint es mir doch sinnvoll, den Block gut aufzustossen, zur Stabilisierung und zur Fixierung des aufgestossenen Blocks (bündige Kanten, soweit im Vermögen des Machenden) abzuleimen und dann zu runden.
    Bei gelumbeckten Büchern sieht es anders aus. Manche Planax-Modelle haben ja Formen für einen runden Rücken, da muß man halt dran denken, vor dem Lumbecken schon den Vorderschnitt auszuführen. Hier hängen die Schritte von der Ausstattung und dem workflow (wie ist das deutsche Wort dafür?) ab.


    Ergo: erstens wegen dem Vorderschnitt, zweitens zur Garantie der Bündigkeit am Kopf, sonst schiesst alles kreuz und quer.

  • Ein Sprungrücken auf tiefen Falz abgepresst? ?( Wie gehts dann weiter? Würde mich interessieren, ich habe es so gelernt, daß so gut wie keine Steigung mehr vorhanden sein darf.

  • Hallo


    ein kleines Lebenszeichen von mir mit dem ausdrücklichen Hinweis darauf,


    dass Buchbinden nach wie vor ein großes Hobby von mir ist.


    Div Termine (Berufsende, Ärzte, ..) ließen die Zeit so schnell vergehen.



    lG


    Kodi