Donnerstag 25 April 2024

Merkt Ihr Papierdickenschwankungen an der Falzmaschine?

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  • Ich hätte da mal eine Frage.
    Ich bin zwar Buchbinder aber die letzten 25 Jahre habe ich fast nur Schneidemaschinen (und was dazu gehört) gesehen. Ich könnte auch eine Falzmaschine (mehr schlecht als recht) bedienen, aber mir fehlt wirklich die Erfahrung.
    Die Frage zielt auf die Unterschiede im Papier. Ich habe (teilweise schmerzlich) gelernt, dass die Papieranteile und damit auch die Papierdicke um 5 bis 10% schwanken.


    Ist das ein Problem an der Falzmaschine?
    Und wenn ja, wie helfe ich mir dann?
    Sind da immer die richtigen Gummis auf den Walzen wichtig oder gibt es auch andere Tipps?
    Gibt es bei den Produkten so etwas wie rhythmische Schwankungen bei der Genauigkeit? Sagen wir jeden 6 Bogen ist etwas anders gefalzt?


    Danke


    Buntpapier

  • Hallo,
    Papierdickenschwankungen sind bei halbwegs normalen Falzwalzen kein Problem ( Gummioberfläche etwas höher oder gleichhoch als die Metallringe).
    Das müssen Falzmaschinen abkönnen.
    Dein Problem der rhythmischen Schwankungen alle 6-7 Bogen liegt aber woanders.
    Die Papierfabrik produziert Papierbahnen in 7 Meter Breite (manche sogar bis 14 Meter !!) . Erst im Anschluß wird aus dieser Bahn das Stapelmaterial "herausgeschnitten".
    Da wird dann die 7-Meter-Bahn in handliche (sagen wir mal 88-cm-Bahnen) geschnitten und diese dann immer alle 63 cm auf Bogen abgetrennt. Nun laufen diese 7 gleichzeitig abgetrennten Bogen übereinander auf einen Stapel. Und der Reststapel für sich (hat je keine 88 cm !! ;) . Dadurch hast du auch für jeden Bogen einen etwas anderen Papierwinkel in der Anlage deiner Falzmaschine. Ich hatte schon Differenzen auf der 63-er Länge von 2mm. Da bist du dann als Falzer echt erschossen und kannst nur noch den Mittelweg zwischen den 6 (oder 7 ) Bogen wählen. Oder der Papierschneider schneidet die Bogen VOR dem Druck auf Winkel.


    Der Druckmaschine ist das Scheißegal, die richtet jeden Bogen an der Ziehmarke aus. Der ist das dann wurscht ober der Winkel nach hinten nicht stimmt. Für den Papierschneider gibts von Polar am Rütteltisch zur Abhilfe einen Steg den man anschrauben kann und am Polar Schneidmaschinensattel gibt es (falls vorhanden) die Möglich für den 2. Schnitte an der Anlage 2 Stege auszufahren um so den gleichen Anlagepunkt wie wie Ziehmarke der Druckmaschine zu haben.


    Du bist also nicht allein mit deinem Problem.


    Bis denne..

  • Hallo Falzguru!
    Du hast ein gutes Grundlagenwissen.
    Die Querschneider haben Servo-Antriebe und trotz aller modernen Technik können die einzelnen Rollen nicht gleichmäßig stramm abgerollt werden. Im Rüttler sieht man den Rhythmus auch. Die Bogen sind besonders bei unbedrucktem Papier sehr gleichmäßig in ihren Längenunterschieden. Quer zur Laufrichtung also in der Arbeitsrichtung der Querschneider sind die Unterschiede bei unbedrucktem Papier am größten.
    Dass das unbedruckte Papier immer etwas größer ist als das gewünschte maß liegt an dem hygroskopischen Verhalten von Papier (Aufnahme und Abgabe von Wasser) und dem Kleingedruckten der papierhersteller. Die Papierhersteller garantieren in ihrem Kleingedruckten Größentoleranzen von +/- 2mm.
    Oft wird aber die mittlere Bahn in der Papierfabrik gesondert verkauft. Das heißt dann Mittelbahn, ist gleichmäßiger in der Zusammensetzung und dann etwas teurer oder für kritische Kunden.
    Du hast vollkommen richtig beschrieben, dass es für den Rüttler und die Schneidmaschine die Anlegemarken gibt. Ich mag die Anlegemarken, wenn das Papier vom Drucken oder falschem lagern konvex (ballig) ist. Die Toleranzen von denen Du schreibst sind schon recht groß. Ich denke, dass auch die Druckmaschinen die Bogen in ihrer Winkligkeit verändern. Bei Bogen im 3B-Format habe ich einmal 2mm gesehen und bei Banknoten (bei Bogen 60x80) sind 2mm das Minimum, aber Geld ist ein Sonderfall.


    Aber ich hatte gedacht, dass die Papierdicke mehr Probleme bereitet. Da habt Ihr Falzer einmal Glück im Unglück aus den restlichen Problemchen.
    Danke für die Antwort.
    Buntpapier

  • Es gibt da noch eine Variante, die vom Ausrüsten bei Papiergroßhändlern kommt. Die sog. Wechselbahn. Da werden von mehreren Rollen Bogen geschnitten und zusammengeführt. Auch dort kommt es zu regelmäßigen Unterschieden, da die vorkonfektionierten Rollen nicht immer von ein und dem gleichen Hersteller und auch nicht immer aus der gleichen Charge stammt. Man kann es manchmal schon an der weißfärbung erkennen. Und das kann sowohl beim Drucken, als auch bei der Weiterverarbeitung zu Problemen kommen.


    Gruß


    Joachim

  • Hallo Joachim!
    Ja, das will ich wohl glauben.
    Es gab vor einigen Jahre eine Sorte Papier, die so unterschiedlich war, das kleine Schneidemaschinen unterschiedlicher Hersteller beim Schnitt anfingen zu vibrieren.
    Ich habe einige Mikroskope. Wenn man sich damit Papier ansieht, kann man manchmal sehr einfach unterschiedliche Bestandteile nachweisen.
    Es gibt auch ein Vergleichswerkzeug. Das ist ein Gerät mit zwei Wasserbädern. In Beide kommt etwas Papier und dann werden Unterschiede angezeigt. Ich glaube das Gerät kann keine Bestandteile bestimmen, aber sehr gut Unterschiede darstellen. Ich habe das Gerät leider nie gesehen und nur davon gehört.


    Buntpapier