Donnerstag 25 April 2024

Buchbinden im Mittelalter

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  • Neulich hatte ich die einzigartige Gelegenheit mir mittelalterliche Handschriften anzuschauen. (leider nur anschauen, nicht anfassen :-) ). Habe dabei festgestellt, dass die grundlegende Technik des Buchbindens (also Lagen, aus Pergament oder Papier, die zusammenbinden, dann in einen Einband bringen) sich ja nicht so sehr verändert hat. Aber weiss jemand ab wann das so gemacht wurde? Also statt einzelne Seiten durchlöchern und zusammen zu binden, eben mit Lagen und Einband und so zu arbeiten? Mal abgesehen davon.. das war toll so Stücke aus dem 14. Jhdt zu sehen, mal abgesehen von der wunderbaren Gestaltung des Inhalts.. Ich bin jedenfalls immer noch begeistert.


    Grüsse


    Lupsteiner

  • Ich könnte mir vorstellen, dass es zu Beginn nur 4 seitige Lagen gab, die dann zu stärkeren Lagen ineinander gesteckt wurden. Die Siebe zum Schöpfen sind auf alle Abbildungen die ich kenne relativ klein. Aber was war mit den kleinen Büchern?


    Als das richtige Drucken begann wurden die Buchblocks oft nur mit einer provisorischen Bindung versehen. Dann ging man zum Buchbinder und lies sich das Buch in seinem Stil richtig binden. Da müsste es noch alte Exemplare geben an denen man sehen kann ob die Lagen schon aufgeschnitten sind oder nicht.


    Erst mit der Erfindung der ersten Rundsiebmaschinen durch Nicholas-Louis Robert (1798) konnten die Papierformate endgültig wachsen und dann wird es auch 8 seitige Lagen gegeben haben.


    Eine andere wichtige Sichtweise ist die Verwendung von Büchern. Die allgemeine Schulpflicht und damit die Möglichkeit für die breite Bevölkerung überhaupt ein Buch lesen zu können wurde sehr lange durch die Katholische Kirche behindert. Eigentlich sollten weite Teile Deutschlands bereits um 1800 die allgemeine Schulpflicht besitzen. Wirklich durchgesetzt hat sich das aber erst vor etwa 100 Jahren. Was ich damit sagen will ist, dass wir heute wie selbstverständlich Bücher lesen. Vor 100 oder 200 Jahren konnten die meisten Leute das aber gar nicht! Das hatte dann natürlich auch eine Wechselwirkung zur Buchherstellung. Es gab gar nicht so viele Bücher, weil es auch nicht so viele Hadern gab. Holzschliff gibt es ja auch erst seit etwa 160 Jahren. Und es gab auch nicht die Bücher die es heute gibt. Bücher waren früher in erster Linie durch die Kirche oder die Administration des Staates oder Landes geprägt.


    Buntpapier

  • Danke dir für die Antwort, ich werde da mal weiter forschen, ich finde es spannend heraus zu finden, wie sich das Handwerk (von den Papyrusrollen bis eben zum Papier) entwickelt hat.


    Lupsteiner

  • Ich denke wenn man die Entwicklung des Buches verstehen will, sollte man auch parallel viel über die Sozialgeschichte unserer Region lernen. Wissen ist Macht. Und die Macht oblag in den letzten 2000 Jahren der Kirche und teilweise auch den Königen, Herzogen , Fürsten, Grafen, etc. So auch die Schulen und Universitäten. In erster Linie die Kirche bestimmte wer was lernen durfte. Und wer schreiben und lesen konnte, konnte auch etwas mit einem Buch anfangen und sich bilden. Aber da kam dann schon das nächste Hindernis. Die Kirche bestimmte auch welches geschriebene oder später gedruckte Werk rechtens also erlaubt war und welches Werk Teufelszeug war.


    Ich verstehe diese spezielle Neugierde sehr gut. Denn unsere heutige Sicht verblendet vieles.


    Nehmen wir nur ein Beispiel.
    Für Bücher gibt es eine Bibliothek. Wenn man jetzt bei Wikipedia nachdem Begriff Bibliothek sucht kann man dort natürlich auch etwas über die Herkunft des Wortes Bibliothek finden. Eine Bücherkiste oder Büchersammlung wird dort angeführt. Na ja eine Bücherkiste ist nicht sehr groß.
    Für den deutschen Raum ist dann wohl auch die „Liberei“ (älteste norddeutsche Bibliothek) nicht ganz unwichtig. Das Foto von dem Gebäude und die Geschichten vermitteln ein perfektes Verstehen von einer Bibliothek und Ihrer Größe. Eine Sammlung umfasste wenn sie bedeutend war einige hundert Bücher, Hanschriften, Rollen, etc.


    Ja, ich denke es ist wirklich spannend sich mit solchen Geschichten auseinander zu setzen. Wenn ich nur anfange im Internet nach irgendwelchen Begriffen oder in den Verzeichnissen von Büchereien nach Schlagwörtern, Titeln oder Büchern suche vergesse ich grundsätzlich die Zeit. Ungezählte Nächte habe ich schon am Computer gesessen und Informationen gesucht. Am nächsten Morgen bekomme ich dann die Quittung aber das vergesse ich schnell und sitze wieder bis 3, 4 Uhr morgens und lese wieder.


    Buntpapier

  • Ja ,ein interessantes Thema ! Ich interessiere mich ja auch für "alte Techniken " und versuche diese nicht in Vergessenheit geraten zu lassen . Wäre doch schade dieses Wissen auch wenn es inzwischen
    vielleicht bessere Methoden gibt nicht mehr nutzen zu können oder wie Lupsteiner beschrieben hat die Entstehung nachvollziehen zu können .