Der Beruf des Buchbinders ist ja nun nicht unbedingt der bekannteste. So mancher hielt mich schon für einen Mitarbeiter der Autovermietung Buchbinder als ich ihm meinen Job mitteilte.
Darum würd mich interessieren wie ihr zum Gewerbe gekommen seid.
Bei mir war es ein Zufallstreffer. Auch ich gehörte zu denen, die höchstens am Rande mal was vom Berufsstand des Buchbinders gehört hatten. Eigentlich hatte ich immer nur einen einzigen Berufswunsch: Pilot. Leider scheiterte dies am fehlenden Abitur und meiner realtistischen Einschätzung, dass ich selbiges nachzuholen wohl nicht packen würde. In der 9. Klasse unternahmen wir eine Schulexkursion zur Landshuter Zeitung wo ich erstmalig große Rollendruckmaschinen in Aktion sah und von den großen Maschinen, dem Lärm und der Geschwindigkeit nicht wenig beeindruckt war. Ich beschloss mir also den Beruf des Druckers etwas näher anzusehen und absolvierte in den Sommerferien ein einwöchiges Praktikum in einer kleinen Druckerei. Ganz was anderes als bei der Zeitung, eine GTO und eine betagte 2-Farben Heidelberg standen da, dazu eine kleine [lexicon]Falzmaschine[/lexicon] und diverses Gerät zur Kleinakzidenz. Das ganze bedient von einem 3-Mann Team, spezialisiert auf Sterbebilder, Gemeindeblätter und dergleichen.
Trotz der veralteten Technik war die Begeisterung für Papier geweckt und ich beschloss Drucker zu werden.
Allerdings nicht in einem Minibetrieb, da ich schon immer technikbegeistert war, war es mein Anspruch an modernem Gerät zu arbeiten, auch um bei einer späteren Arbeitsplatzsuche entsprechende Erfahrungen vorweisen zu können.
Ich suchte also Lehrstellenausschreibungen und bewarb mich bei zwei Druckereien, die Auszubildende suchten. Zu meiner eigenen Überraschung erhielt ich Einladungen zum Probearbeiten bei allen beiden. Während ich bei der ersten nur zusehen und vielleicht mal eine Palette herumschieben durfte, konnte ich bei der zweiten wirklich einen guten Eindruck erhalten wie es in einer industriellen Druckerei zugeht. Dort eröffnete mir der Chef gleich zu Beginn, er wolle mir nicht nur den Beruf des Druckers vorstellen, sondern auch den Buchbinder. Auch hier wären Lehrlinge gesucht und sollte mir das besser gefallen, könne ich jederzeit meine Bewerbung ändern.
Lange Rede, kurzer Sinn: Es gefiel mir besser. Mehr als ein Dutzend verschiedenste Maschinen versprachen Abwechslung und Herausforderung zugleich. Ich habe die Arbeiter mit Fragen gelöchert und war, wie man mir dann später in der Lehre mitteilte, der nervigste Praktikant der je in der Firma war
So kam es, dass ich Ende Februar dann die Bestätigung erhielt und im September 2005 meine Lehrstelle antrat, nach der Ausbildung noch den Wehrdienst zwischenschob und mittlerweile selber Praktikanten "sichte" und Lehrlinge anleite, immer noch in derselben Firma, die zwischenzeitlich allerdings etwa dreimal so groß ist wie vor 9 Jahren.
Bin ich zufrieden?
Ja! Sicherlich gibt es Tage, an denen man einen 9-5 Job dem nach hinten sehr flexiblen Schichtbetrieb vorziehen würde und es gibt sicherlich auch Berufe in denen man mit weniger Ärgernis mehr Geld verdient, aber leztlich mag ich was ich tue und es gibt gar Tage, an denen ich gern zur Arbeit gehe.