Freitag 29 März 2024

Buchrückenrundung und schräger Falz

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  • Hallo zusammen,
    Heute habe ich einen Buchblock versucht zu runden bzw, auf schrägen Falz zu hämmern und bin mit dem Ergebnis nicht sehr zufrieden.


    Der Block ist knappe zwei Zentimeter dick. Wie ihr sicher auf den Bildern sehen könnt, hat sich kein wirklich klarer schräger Falz ergeben: die mittleren Lagen haben nun mehr oder weniger einen Knick.
    Anfangs dachte ich, meine Fadenheftung ist zu straff. Allerdings habe ich am Vorderschnitt eine klar erkennbare Treppenbildung, was eher auf eine zu Lasche Bindung schließen lässt. Zum hämmern habe ich einen normalen 250 Gramm Hammer verwendet.
    Über eure Kommentare freue ich mich schon jetzt.


    Viele Grüße,

  • Hallo zusammen,


    Falls meine Bilder zu schlecht sind - einfach sagen. Ich kann auch etwas detailierter welche machen.
    Vielleicht noch folgende Frage: ist das Runden bei einer solchen Buchstärke angemessen oder macht ihr das erst bei stärkeren Büchern?


    Vielen Dank schon jetzt für eure Hilfen!

  • Hallo Schwabe12345!


    Die gleichen Probleme hatte ich am Anfang auch. Ich habe folgendes gelernt.
    Das Runden hat eigentlich nichts mit der dicke des Buches zu tun. Wenn man zum Beispiel ein Buch aus nur zwei Lagen hat ist das Runden (wie Du schon vollkommen richtig schreibst) ziemlich überflüssig. Das Runden hat ja den Sinn den Buchblock steifer zu machen. Nicht gerundete Buchblöcke hängen früher oder später an der Vorderseite durch. Ist ein Buch gerundete und steht später nicht zu locker in einem Regal kann es gar nicht durchhängen. Denn die Bücher klemmen sich gegenseitig fest.
    Ich glaube nicht, dass man einen Buchblock wirklich zu stramm heften kann. Wenn man beim Heften die Lagen mit dem Faden zerstört, dann war es vielleicht zu stramm. Aber sonnst habe ich keine Probleme mit strammem Heften gehabt.
    Man benutzt aber unterschiedlich dicken Faden. Ich habe das als Steigung beigebracht bekommen. Ist der Faden zu dünn ist das Abpressen schwieriger. Ist der Faden zu dick wird der Buchblock übertrieben rund. Bei der Auswahl der Fadendicke kommen einige Faktoren ins Spiel. Das sind die Anzahl der Lagen, die Seitenzahl je Lage (also die Blattmenge je Lage) und die Papiersorte.
    Je mehr Lagen man heftet, umso mehr Fäden liegen am Buchrücken, oder besser im Buchrücken übereinander. Je dicker die einzelne Lage ist, umso leichter kann sich der Faden ins Papier drücken. Das gilt genauso für weiche Papiere. Ist das Papier hart, drück sich der Faden nicht ins Papier und trägt mehr auf.
    Wieviel über den Brettern steht (also aus der Presse hervorsteht) hängt von der Dicke der Buchdeckel ab. Ideal ist es, wenn der Buchdeckel genau beim Schließen genau zum Absatz im Buchblock passt. Will man nicht zu scharf abpressen, kann man die Buchdeckel auch schräg schmirgeln.
    Das Heftband habe ich nicht mitgepresst. Mir hat es geholfen wenn die Bretter eine sehr scharfe Kante hatten und den Buchblock von fast gefalzt haben. Die Bretter habe ich immer oben mit zwei schweren Schraubzwingen zusätzlich geklemmt.
    Das Klopfen mit dem Hammer habe ich nie wirklich ordentlich hinbekommen. Entweder habe ich Dellen in den Rücken geschlagen, oder keine Reaktion bemerkt. Deshalb hatte ich mir ein Werkzeug gemacht. Ich habe einen vierkantigen Eisentstab (etwa 20 x 20 mm und 20 cm lang) an beiden Enden bearbeitet. Auf der einen Seite habe ich zwei gegenüberliegende Seiten auf 45° abgesägt. Und dann auf die Flächen eine Treppe angefeilt. Die Stufen waren etwa 1 bis 2 Millimeter breit und hoch. Damit habe ich die Lagen praktisch nach außen gewürgt und nicht geschlagen. Dieses Drücken habe ich immer schön auf den Rücken verteilt. Besonders die äußeren Lagen waren einfach um die Bretter zubiegen. Die zweite Seite des Eisenstabes hatte eine leichte Rundung nach innen. Damit habe ich den Rücken geglättet. Manchmal habe ich auch nach dem Leimen noch etwas weiter gewürgt. Dann ist das Papier etwas beweglicher, denn es ist ja feucht.


    Ich weiß nicht ob theoretische Erfahrungen wirklich helfen. Ich danke man braucht auch etwas Übung. Besonders bei der Wahl des Fadens. Würde ich heute wieder Bücherbinden, wäre das wohl der erste Punkt an dem ich wieder auf die Nase fallen würde.


    Grundsätzlich muss ich aber sagen, dass ich es achte wenn jemand ein Buch abpresst. Das fertige Buch hat eine ganz andere Form. Die Deckel schließen viel eleganter. Die Mühe lohnt sich, ….. finde ich.


    Buntpapier

  • Hallo Buntpapier,


    vielen Dank für Deine ausführliche und sehr lehrreiche Antwort!
    Ich werde zum einen versuchen, weniger Papierlagen je Heft und etwas dickeres Garn zu nehmen Zudem will ich versuchen, Dein Werkzeug nachzubauen.


    Nochmals vielen lieben Dank!