Dienstag 16 April 2024

Bohren von Graupappe

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  • Hallo zusammen,


    ich habe mir eine Citoborma 150 gekauft und will damit Graupappe mit 5,5mm Lochdurchmesser bohren.
    Nun habe ich das Problem, dass innen der Bohrer verstopft. Und das schon beim ersten Durchgang, nachdem ich ihn mit Kriechöl gereinigt habe
    Ich weiß, es gibt Wachspapier, welches man zwischendurch verwenden soll.
    Aber geht das überhaupt, dass man dicke Stapel Graupappe erfolgreich bohrt, oder macht so ein Vorhaben ständig nur Ärger?
    Und wenn es geht, wie viel Wachspapier muss ich verwenden bzw, geht auch Kerzenwachs oder Ähnliches?
    Und wie dick darf der Stapel Graupappe sein?
    Brauche ich einen speziellen Bohrer?
    Hat jemand Tipps für mich?


    Gruß Brettspiel

  • Hallo Brettspiel!


    Zum Thema Papierbohren gibt es einiges zu schreiben.


    Das Verfahren
    Beim Bohren ist ja die Pappe als Ganzes das Teil was man hinter weiterverarbeiten möchte. Der Abfall ist das runde Plättchen das im Bohrer nach oben wandert und dann ausgeworfen wird.
    Damit das äußere Teile ordentlich aussieht hat der Bohrer nur innen eine schräge Kante (Fase).
    Beim Papierbohrer wird der Abfall im Bohrer zusammengestaucht und es entsteht so etwas wie ein kleines Hütchen. Das das nicht sehr freundlich abgeht erkennt man daran, das die Abfallstücke, die oben aus dem Bohrer herausfallen zusammen gepresst sind. Ist der Bohrer etwas stumpfer entsteht im Prinzip „Minipellets“. Ist der Bohrer stumpf wird der Abfall durch Hitze braun und stinkt verbrannt.
    Das Gegenteil zum Papierbohrer ist das Locheisen. Mit einem Locheisen stanzt man runde Plättchen aus. Jetzt ist aber das Plättchen das Teil was man weiter benutzen möchte und die verbleibende Graupappe ist im Prinzip der Abfall. Das Locheisen hat deshalb nur außen eine Fase.
    Ich schreibe das, weil die Fase am Werkzeug die technische Grenze für diese Arbeit ist. Die Fase verdrängt und würgt das Material förmlich.
    Beim Locheisen wird der Abfall nach außen verdrängt. Oft reißt die Platte aus der man etwas herausstanzt ein. Auch hier ist der Prozess nicht freundlich. Zum Beispiel wird in Brückenstanzen für Briefumschläge nur eine Einlagehöhe von 1 bis 2 cm verwendet. Mehr geht nicht.
    Theoretisch gibt es noch die Möglichkeit mit einem Papierbohrer zu stanzen. Das sind dann die Lochpfeifen. Lochpfeifen sind jedoch noch dickwandiger als Papierbohrer und in unserem ungünstiger.
    Nehmen wir an es soll gebohrt werden, dann muss das Material so weich sein, dass es im Bohrer um die Wandstärke des Bohrers zusammengedrückt werden kann. Da kommt es zwar auch auf die Materialdicke aber in erster Linie auf die innere Materialstabilität an. Lässt sich ein steifes Papier oder steifer Karton nicht zusammen drücken wird es unweigerlich zu Problemen kommen. Bei Pappe ist das genauso.


    Das Material das gebohrt wird
    Umso weicher, bzw. instabiler die Graupappe ist, umso weniger Probleme gibt es beim Bohren. Deshalb wird oft am Material gespart. Billige Graupappe ist dick aber schwammig, hochvolumig oder aufgeblasen und lässt sich dann besser zusammendrücken. Billige Graupappe wird nach dem zuschnitt oft mit Papier bezogen (beklebt) und wird dann steif. Das macht man bei Buchdeckeln, Kästen, Spielebretten und so weiter …


    Das Schmiermittel
    Als Schmiermittel zum Bohren kenne ich nur Seife und Wachspapier. Und damit könnte ja auch Bienen- oder Kerzenwachs funktionieren.
    Ich weiß nicht ob ein Buchbinder Kriechöl benutzen würde, denn das Kriechöl setzt sich ja auch außen auf den Bohrer und „verschmutzt“ (im Sinne der Buchbinderei) dann das gebohrte Blatt.


    Die Bohrer
    Die handelsüblichen Bohrer sind für eigentlich alle Anwendungen gleich. Es gibt sehr teure Bohrer die länger scharf bleiben sollen. Das funktioniert bei Graupappe aber bestimmt nicht. Graupappe ist kein reiner Werkstoff. Man kann schon mit bloßem Auge den Dreck und die Abfälle in der Graupappe erkennen. Deshalb ist es besser einen kostengünstigeren, bzw. normalen Papierbohrer zu kaufen und ihn dann hin und wieder nach zu schleifen.


    Die Bohrerpflege
    Papierbohrer müssen von Zeit zu Zeit nachgearbeitet werden. Eine Buchbinderei hat wenn sie öfter bohrt auch viele Bohrer. Die Bohrer werden dann in größerer Stückzahl zum Nacharbeiten gegeben. Für die Nacharbeit wird der Papierbohrer in eine Drehbank eingespannt und mit einem Hartmetallwerkzeug im Bereich der Fase nachgearbeitet (abgekratzt). Danach wird der außen an der Schneidkante entstehende Grat mit einem feinen Schleifstein abgezogen.
    Papierbohrer kann man selbst nachschleifen. Es gibt einige mehr oder weniger ordentlich wirkende Werkzeuge zu kaufen. Ich persönlich habe damit noch keine Erfahrungen gemacht.


    Buntpapier

  • Danke Buntpapier!


    Ich konnte mein Problem auch mittlerweile lösen.
    Offenbar waren die zwei alten Bohrer, welche ich mit meiner Bohrmaschine mitgegeben bekommen habe, innen etwas rostig oder verschmutzt. Dadurch rutschten die Bohrpellets nicht gut nach oben und verstopften den Bohrer. 2 Mal musste ich die Bohrer ausbohren. Nun habe ich mir zusätzlich einen passenden Nagel und eine Schraube abgeschnitten und die Spitze abgefeilt. Diese stelle ich hin und wieder unter den Bohrer und drücke damit die Pellets durch. Da ich kein Wachspapier da hatte habe ich Kerzenwachs am Bohrer hineingekratzt. Also nur etwas, damit es innen geschmiert ist. Jetzt funktioniert es super und ich habe schon 10mm Graupappe gebohrt. Dickere Schichten muss ich noch testen und einen neuen Bohrer habe ich schon bestellt. Ich überlege, ob ich die Bohrer selbst mit einem Mini-Bohrer schärfen kann. Dafür gibt es Schleifaufsätze, welche passen könnten. Den Schleifer von Nagel habe ich auch schon gefunden. Wobei der hochstehende Splint bzw. Pinn daran mich an meinen abgefeilten Nagel erinnert. Den Fachbegriff Fase kannte ich noch nicht und die Wirkung wurde mir jetzt erst bewusst. Diese Info ist sehr hilfreich für das Verständnis. Seife als Schmiermittel ist auch interessant. Wobei wir Wachs als Kinder schon für die Schlitten verwendet haben.


    Gruß Brettspiel

  • Hallo Brettspiel!


    Man macht seine eigenen Erfahrungen. Und wenn man in einem Forum die Erfahrungen Anderer zu den eigenen fügt wird es oft besser. Deshalb weiter fragen.
    Bevor ich mir ein Schärfgerät kaufen würde, würde ich erst einmal VIEL bohren. Geld ausgeben kann man immer noch.
    Ich habe im Internet noch zwei andere Quellen gefunden:
    https://www.delbo.be/contents/…per_voor_papierboren.html
    und:
    http://www.duerselen.de/werkzeuge-papierbohrer.html
    und:
    https://www.leos-nachfolger.de…aerfer/item-1-101014.html
    und:
    https://www.richter-menzel.de/…satz-fuer-bohrerschaerfer
    Bei den Schärfgeräten von Leo und Richter-Menzel müsste man einen Fuß unterbauen, dass man eine ordentliche Auflage bekommt. Ähnlich wie beim Schärfgerät von Delbo.


    Na, dann viel Glück!


    Buntpapier

  • wir verwenden Bohrer mit Teflonbeschichtung.
    Hauptsächlich für das Bohren von PVC.
    Große Mengen Pappe zu bohren ist problematisch.
    Seife ist da das Schmiermittel der Wahl.
    Unser Messerschleifer schärft auch Papierbohrer und die Trennmesser der Falzmaschinen.
    Im Ausbildungsbetrueb hatten wir früher ein Werkzeug zum nachschleifen der Bohrer.
    ..
    Aber da hatten wir auch ein Werkzeug zum Schleifen der Planschneidermesser....