Freitag 19 April 2024

Buchblock ableimen

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  • Hallo zusammen,


    ich habe mir vor kurzem ein Video angesehen, in dem ein Buch gebunden wurde. Der Autor erwähnte beim Ableimen des Buchblocks, dass die Heftbänder auf keinen Fall mit Leim bestrichen werden sollen sondern lediglich die Hefte. Anschließend soll der Leim eingerieben werden.

    Ich habe bisher immer bei meinen Buchbindereien sowohl die Hefte inklusive den Heftbändern mit Leim bestrichen, eingerieben und anschießend gerundet. Ist mein Vorgehen bisher falsch gewesen und warum bzw. was ist der Nachteil von meinem Vorgehen?


    Vielen Dank für Eure Hilfe und schönen Abend allerseits!

  • Hallo Schwabe!

    Ich kenne es auch nur, dass man den gesamten Rücken mit Leim einschmiert. Ich denke das ist auch mechanisch gut. Die Bänder werden durch den Leim steifer und dehnen sich dadurch etwas weniger. Ich habe immer den Rücken komplett dünn eingeleimt. Dann den Rücken bevor der Leim ganz durchgetrocknet war gerundet, in der Presse noch einmal geleimt und dann ganz trocknen gelassen.

    Wurde in dem Video gesagt warum die Bänder nicht eingeschmiert werden sollen?


    Buntpapier

  • Guten Morgen allerseits,

    vielleicht kann ich zu diesem Thema etwas ergänzend beitragen: Ich hatte vor über 20 Jahren das Glück, einige Buchbinderseminare an einer Kunsthochschule als Gasthörer zu besuchen. Die damalige Dozentin war Buchbindermeisterin und Dipl.-Restauratorin an einem Museum. Die Regel, die Heftbänder ganz am Anfang (!) des Ableimens nicht einzuschmieren, wurde von ihr unter Verweis auf diverse Literaturquellen tatsächlich auch aufgestellt. Sie begründete es damit, dass das harmonische Runden eines Buchblockes besser und leichter gelingen würde, wenn die Bänder zunächst frei blieben. Allerdings legte sie auch auf voriges sehr straffes Heften der Lagen Wert, weil sonst beim Rundungsklopfen die Lagen verrutschen (schießen) könnten. Erst wenn die Rundung vollständig ist, sollte alles vollständig inkl. der Bänder mit Leim bedeckt werden, damit eine ordentliche Endstabilität erreicht wird. Ich selber habe diese Art des Vorgehens aus Gewohnheit beibehalten und bin sehr zufrieden damit. Andere Wege nach Rom gibt es aber sicherlich ebenfalls. Viel wichtiger ist aus meiner Sicht, das mögliche Zeitfenster zum Runden, solange der Leim noch etwas Restfeuchte hat, nicht zu verschlafen. Da habe ich früher eine Menge ärgerliches Lehrgeld gezahlt ...

    Herzliche Grüße

    Rainer

  • Hallo Buntpapier,

    hallo Rainer,


    ich danke Euch für Eure Antworten.

    Buntpapier: In dem Video wird leider nicht erwähnt, warum der Autor das macht.


    Ich werde beim nächsten Buch versuchen daran zu denken, dass ich die Bänder freilasse und mal schaue, ob es einen Unterschied macht. Gern berichte ich danach wieder.


    Viele Grüße aus dem Süden der Republik.

  • ich hefte ja selten auf Bänder, aber bei Schnüren gilt das auch, dass man die erst nach dem Runden einschmieren soll. Das mit dem Zeitfenster zum Runden sehe ich nicht so eng. Planatol wird wieder schön weich wenn man ihn nass macht. Sprich, vor dem Geklopfe zwei dreimal mit Wasser drüberpinseln und es rundet sich gleich viel schöner.

  • Ich nehm die Bänder beim Ableimen immer mit, jedoch das Argument von jungras Buchbindermeisterin ist mir einleuchtend. Dabei habe ich aber beobachtet, dass der Leim auf den Bändern eh langsamer abtrocknet als der auf den Lagenrücken. Also wenn der richtige Zeitpunkt zum Runden da ist musst du anwesend sein ;-).

    Beim Heften auf Schnur (erhabene Bünde) habe ich allerdings gelernt, dass man da sorgsam drauf auchten mus, dass kein Leim beim Ableimen drauf kommt.

    Da soll sich jetzt einer auskennen ;-). Wie man's macht, macht man's verkehrt.