Freitag 29 März 2024

Falzbeine

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  • Ihr Lieben,


    hoffentlich starte ich demnächst beruflich wieder durch, meine Falzbeine freuen sich schon!


    In einem Betrieb musste ich erst eine Umstellung von Plastik- auf Naturfalzbeinen erzwingen (Euer Ernst?! Plastik?!), eine Freundin schwört auf Teflon-Falzbeine, da diese die Oberfläche nicht abreiben.

    Bei Schmedt gibt es unter anderem auch noch welche aus Bambus, oder Achat (wird wohl eher im Handwerk benutzt?).


    Auf welches Material schwört ihr? Gibt es (bis auf den Preis) jeweils Vor- und Nachteile?

  • Hallo Anura,


    ich habe sowohl Naturfalzbeine als auch Teflonfalzbeine.

    Die Teflonteilchen nutze ich seeeehr gern bei empfindlichen Materialien und/ oder dunklen Farben.

    Es ist wirklich so, das sie die Oberfläche nicht (oder zumindest nicht sichtbar) abreiben.


    Aus welchem Material ein Falzbein ist, ist neben persönlichen Vorlieben, wohl auch dem Anwendungsgebiet geschuldet.

    Es muss bei intensivem Gebrauch auf jeden Fall gut in der Hand liegen, also auf die eigene Anatomie der Hand/ Hände abgestimmt sein.


    ... und ja meine Falzbeine sind alle *hüstel* handverlesen.

    Sprich vor Ort (beim Händler) im Handling getestet worden, ehe sie in meine Kreativhöhle einziehen durften.

  • Hallo Anura!

    Passend zu meinem Alter kenne ich nur echte Kuhknochen. Aber sie müssen mit Schmirgel richtig zurecht geschliffen werden. Gut ist es wenn man verschiedene hat. Eines sehr spitz, eines gebogen und natürlich müssen sie gut in der Hand liegen.

    Plastik würde ich wohl grundsätzlich ablehnen.

    Bambus kannte ich bis jetzt nicht und sollte ich vielleicht probieren.

    Achat kenne ich nur zum Glätten des Buchschnittes. Ich denke aber, dass der Stein zu rund ist für die Ecken in den Kästen.


    Ich werde Bambus und Achat probieren.

    Klaus

  • ... und ja meine Falzbeine sind alle *hüstel* handverlesen.

    Sprich vor Ort (beim Händler) im Handling getestet worden, ehe sie in meine Kreativhöhle einziehen durften.

    Kennste die Szene von Harry Potter?

    "Nicht der Zauberer sucht sich einen Stab aus....der Stab sucht sich seinen Zauberer!"


    Genauso muss es sein! :thumbsup:

  • Ja, ich habe gerade bei Schmedt zwei Falzbeine bestellt. Und ja, genau das ist der falsche Weg. Ein Falzbein muss man in die Hand nehmen und dann sagen gekauft oder nicht. Ich bin neugierig.

    Schade ich bin kein Zauberer und Harry Potter kenne ich auch nicht. Ich lese ganz andere Sachen. Es gibt dazu hier im Forum unter Smalltalk das Thema "Der ultimative was lest Ihr gerade Thread".


    Klaus

  • Oh gerne! Bin gespannt auf dein Urteil!


    Bei Teflon denk ich mir, weil die ja quasi "Kunstprodukte" sind, dass die alle sehr identisch sein werden.

    Bei Bambus ist das natürlich wieder je nach Wachstum.

  • Bei Teflon denk ich mir, weil die ja quasi "Kunstprodukte" sind, dass die alle sehr identisch sein werden.

    Oh - da widerspreche ich.

    Ich habe 2 optisch identische Teflonfalzbeine, aber die Materialzusammensetzung ist unterschiedlich.

    Was für mich nicht schlimm ist, aber mich beim Nachkauf des 2. daheim doch erstmal irritiert hatte.

    Während das 1. sanft federt, ist das 2. eher etwas "hüftsteif".

    Aber jedes hat bei mir seine Daseinsberechtigung und wird genutzt.

  • Hatte mal ein Falzbein...

    Das hatte ich mir als erstes in einem Laden gekauft ohne zu wissen, was ich damit mal machen würde. Das erste Mal bleibt doch immer im Gedächtnis. Aber, wie so manche schöne Erinnerung - es verschwand eines Tages. Merke: Verleihe niemals etwas mit "F" im Namen.

    Den Laden (Braunwarth & Lüthke in München) gibt es seit Jahren nicht mehr, also bestellt. Zwei, denn ich wusste ja, dass das Feeling des ersten nie wieder so zu erreichen wäre. Das waren Kuhknochen. Falzen konnte man mit denen erst mal nur Graupappe 5mm dick. Schleifpapier, nein, zuerst mal Nagelfeile, dann Schleifpapier und dann Schleifstein. Der für die Schnitzmesser.

    Später hab ich mir dann eines aus Kornelkirschholz geschnitzt. Das ist sehr hart, gibt aber Glanzstreifen auf weichem Papier. Egal, ich hatte das zum Mitnehmen gebastelt, das sollte leicht sein. Ist es auch.

    vor 2 Jahren hab ich dann ein ganz schmales bekommen, das vollkommen unbehandelt so ist, wie ich es mag. Für feinste Fummeleien bestens geeignet. :)

    Teflon fühlt sich in meinen Händen unangenehm an, drum schrecke ich davor ein wenig zurück.

  • Ich habe bislang nur eines aus Teflon und muss sagen, ich mag das Handgefühl. Und das, wo ich sonst Plastik so gar nicht mag.

    Klaus, Harry Potter soltest du echt mal lesen. Ich erinner mich, dass ich den ersten Band in einem Rutsch gelesen habe und nicht mitbekommen habe, dass mein Mann mich wegen irgendwas ansprach. Sowas kommt normalerweise nicht vor bei mir, dass ich mich so stark in ein Buch vertiefe und alles andere ausblenden kann. Die Filme dazu hab ich auch gesehen, aber die Bücher finde ich besser (wie so oft) - obwohl die Filme sich echt streng an die Bücher halten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Karin B. ()

  • Ich habe fünf Falzbeine in Gebrauch und alle sind aus Knochen. Neu habe ich noch einige die ich damals für meine Kursteilnehmer gekauft habe. Da hat jeder eines mit nach Hause nehmen dürfen.

    Über die Teflon- Beine habe ich schon viel Gutes gehört, aber für mich lohnt sich so eine Anschaffung nicht mehr.

    Ich glaube aber zu beobachten, dass sich die alten Falzbeine, die nicht so 100%ig als "Handschmeichler" durchgehen mit der Zeit dahin verändern und sich anpassen. Kann das sein? Eines meiner Falzbeine hat sich, da bin ich mir ganz sicher, von einem flach liegenden Stück in ein leicht gewölbtes verwandelt.

    Vielleicht auch irgend so ein Harry Potter Zauber???^^

  • ;)


    Papierfrau - Ja, die "ollen Knochen" (ich spreche von Falzbeinen! :whistling:)

    können sich bei regem Gebrauch (auch ohne extra anschmirgeln) zu "Handschmeichlern" wandeln.

    Es dauert halt ein Weilchen bis sich ein "0815-Knochen" zu einem Lieblingsfalzbein formt.

  • Anbei meine Immer-dabei-Falzbeine.




    V. l. n. r.:

    • Das breite aus Knochen benutze ich beim Decke machen und für alle Arten von Schachteln. Die Schräge rechts oben ist beidseitig leicht angeschärft – perfekt für Fälze, das Anreiben von Kanten und das Einschlagen der Ecken. Hat ein paar Jahre gedauert, bis ich die perfekte Form herausgearbeitet hatte.
    • Das schmale aus Knochen benutze ich fast ausschließlich beim Auskleiden von Schubern, Kassetten etc. Muss mal wieder an der Spitze in Form geschliffen und mit Öl behandelt werden.
    • Das Teflon-Falzbein (es ist das mit den scharfen Kanten) macht sich gut bei empfindlichen Materialien, bei flächigem Anreiben und beim Falzen.
    • Das vierte habe ich noch nicht lange. Nehme ich gelegentlich beim Auskleiden, wenn das Material in den inneren Ecken ein wenig störrisch ist.
  • @offizin17

    Ich habe noch nie Öl benutzt. Ich habe gelernt, das Falzbein an der Nase zu reiben. In der Falte, die den Übergang zur Backe darstellt so es viel Hautfett und Talk geben.

    Welches Öl benutzt Du?

    Ich benutze normales Olivenöl, andere nehmen Walnuss-Öl. Über Nacht einlegen, danach gründlich abtrocknen, ggf. ruhen lassen und wieder trocken abwischen und dann auf Makulatur (am Besten ungestrichenes Material) die Reste Öl von der Oberfläche des Falzbeines wegreiben. Das Öl zieht in den Knochen ein, macht das Material etwas elastischer und lässt das Falzbein geschmeidiger gleiten — zumindest ist dies meine Beobachtung seit Anbeginn meiner Buchbinder-Zeit.

    Den Trick mit der Nase kenne ich auch — meine ist jedoch ein wenig unergiebig. ;)

    Beste Grüße

    Karsten

  • Den Trick mit der Nase kenne ich auch — meine ist jedoch ein wenig unergiebig. ;)

    ^^ Sorry, ich liege hier fast am Boden vor Lachen.

    Bei der Vorstellung wie jemand mit extrem trockener Haut , sein/e Falzbein/e in der Nasenfalte reibt und wenig Erfolg beim "Einfetten" hat.

    Da klingt die Variante mit dem über Nacht in Öl legen deutlich vielversprechender.


    Aber sicherlich ein guter Trick bei gesunder Haut. :thumbup:

  • Ich kannte das einfetten bislang aus Videos nur für arbeiten mit Fileten und Blattgold. Aber das geht natürlich auch.

  • Die Falzbeine sind angekommen.


    Oben ist das Falzbein aus Bambus und unten aus Achatstein.

    Links Achat und rechts Bambus.


    Und ich muss sagen (oder besser schreiben) das ist ein gewaltiger Unterschied zwischen den beiden Materialien. Gleich beim Auspacken bemerkt man, dass sich die beiden Falzbeine sehr unterschiedlich anfühlen.

    Achat ist ja sehr glatt und liegt besser in der Hand als ich dachte. Es fühlt sich im ersten Moment etwas kalt und fremd an, aber nicht unangenehm. Ich hoffe, dass der Stein nicht bricht.

    Das Falzbein aus Bambus ist sehr rau an der Oberfläche und die Kanten machen für mich (der den Kuhknochen gewohnt ist) einen unfertigen Eindruck. Das kann ich aber ändern. Ich habe Öle zur Oberflächenbehandlung und Schmirgel bis 1000.

    Dann habe ich als ersten Test etwas Rindleder für Taschen (links), Ziege (Mitte) und uraltes Herforder Bibliotheksleinen (rechts) grob bearbeitet. Natürlich gibt es wenn man wie wild auf den verschiedenen Werkstoffen herum reibt irgendwelche Markierungen. Das war schon klar. Aber faszinierend fand ich wie unterschiedlich die beiden Falzbeine mit den Materialien umgingen. Links ist jeweils der Strich mit dem Achatstein und recht mit Bambus. Mit einem Foto kann man Gefühle leider nicht darstellen. Es ist wirklich ein großer Unterschied wie beide Falzbeine über die Oberflächen gleiten. Und ich kann nicht sagen, dass eines der Falzbeine grundsätzlich besser oder schlechter ist. Jedes Falzbein behandelt das Material anders. Man muss probieren.


    Ich bin sehr überrascht wie gut das noch viel zu raue Falzbein aus Bambus funktioniert. Achat ist wie erwartet extrem glatt. Mit dem Achat ist keine Ecke in einem Kästchen zumachen. Das wäre aber auch zu viel erwartet für einen Stein.


    Das Fazit ist für mich - ein großes Dankeschön für den Tipp. Jetzt habe ich zwei wunderschöne neue Werkzeuge.


    Klaus