Freitag 29 März 2024

Ledereinband bearbeiten - Punzieren?

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  • Hallo allerseits,


    Ich lese mich ja gerade in die Thematik der Ledereinbände ein.

    Um Linien oder Ornamente im Ledereinband einzubringen, werden ja die Stempel aus Messing oder Stahl verwendet. Spricht man hier auch vom Punzieren?


    Meine eigentliche erste Frage ist nun, warum manchmal Messing und eben manchmal Stahl verwendet wird. Sind das einfach zwei Ausführungen, die sich so entwickelt haben?

    Aus meiner maschinenbaulichen/technischen Sicht gibt es relativ wenig Gründe, die einem der beiden Materialien den Vorzug gibt, außer:

    - die Korrosionsbeständigkeit von Messing (wobei ich - wenn ich mir solche Stempel selbst bauen würde - ohnehin irgendwas in Richtung 1.4304/A2 rostfreier Stahl) nehmen würde),

    - die mechanische Bearbeitkarkeit ist bei Messing aufgrund seiner niedrigen Festigkeit etwas besser, wobei zwischen Messing und den rostfreien Stählen kein so großer Unterschied in den mechanischen Parametern liegt.


    In den YouTube-Videos habe ich gesehen, dass die Stempel meist auf einer Heizplatte erwärmt werden. In ein paar Artikeln zum Punzieren von Ledertaschen usw. wird immer kalt gearbeitet. Wird für Büchereinbände denn grundsätzlich warm gearbeitet und welche Temperatur ist für die Stempel angemessen?


    Vielen Dank für eure Antworten!

  • Das sind alles gute Fragen. Ich hab ja langfristig auch vor, Ledereinbände zu fertigen und lese deshalb immer ganz gespannt mit.

  • Das kommt drauf an. Das feine Ziegenleder brauchst du nicht Punzieren, das haust du durch.

    Bei Büchern bist du besser mit Prägen aufgehoben.

    Drum auch Messing, weil das die Wärme besser leitet.

    Früher gab es nur blind geprägte Verzierungen, zum Goldprägen braucht man dann entweder Heißprägefolien die mit ca 100° kleben, oder Blattgold.

    So ganz ohne ist das Linien prägen nicht, wenn auch, zumindest mit der Folie, kein Hexenwerk. Du hast halt immer nur einen Versuch. Frei Hand ist das noch ein wenig zittriger.

    Wenn du Instagram hast, könnte ich dir einen Buchbinder empfehlen, vielleicht kannst du den Link auch im Browser öffnen.

    In dem Post siehst wie er mit Schablone und einem elektrischen Prägewerkzeug arbeitet.


  • Danke derweil für Deine Antwort!

    Wie warm sollen die Prägestempel denn sein, um im Leder entsprechende Abdrücke zu machen?

    Auch 100 Grad?

  • Nassen Finger hinhalten, wenns zischt ist es heiß genug.

    So steht es on den Büchern.

    Sollten 100° sein.

  • Mit Leder kenne ich mich ein wenig aus...

    Punzen werden geschlagen... Mit dem Hammer auf die Punze (Metallstempel) - mit "Wucht"ins Leder.

    Ihr redet, glaube ich, von einbrennen.

    Man kann aber auch von Hand prägen: auf feuchtem Leder, zBsp. mit einem Kugelstift (gibt es im Satz in verschiedenen Größen) - das würde dann die Stärke der Linien bestimmen.

    Mit einem Löffel oder Falzbein bekäme man das Leder schön glänzend...

    Man kann aber auch Gegenstände unter das feuchte Leder legen und mit einem glatten, spitzen Gegenstand(Falzbein)?, die Ränder so lange nachziehen, bis die Form herauskommt - das könnte so aussehen: siehe unten auf den Fotos. die Fußspuren am Pfeil wären wieder punziert

  • Hallo @bogner

    Das Prägen mit Wärme ist kein Einbrennen wie man das bei Holzbrandmalerei macht. Hier wird das Leder nur so erwärmt, dass es ein wenig schrumpft aber auf keinen Fall verbrennt. Drum nennt man das ja prägen. Geht, wenn man Blindprägungen machen möchte ganz eindrucksvoll mit zb Linolschnittstempeln. Das Verfahren verlangt aber nasses Leder, während beim Heißprägen das Leder knochentrocken sein kann. Meistens kommt ja auch noch Gold in die geprägte Linie, was auch mit einem Wärmekleber mit dem Leder verbunden wird.

    Warum nicht punzieren? Ginge auch, aber sehr oft wird beim Buchbinden sehr dünnes und weiches Leder verwendet, da hast du dann satt Punzen Löcher.

  • Moin Theo,

    danke für das Feetback - wieder was dazugelernt.

    Ich schrieb ja"ein wenig"😌

    Das Elend mit dem Löcherschlagen beim Punzen kenn ich - das braucht keiner...


    Viele Grüße,

    Jörg