Hallo Schwabe!
Ich denke bis zum Punkt 2 ist alles sehr gut gelaufen.
Es ist schon beachtlich was Ihr so ohne eine hilfreiche Hand zustande bekommt.
Was den Punkt 3 angeht hätte ich erst das Buch mindestens vorn beschnitten und dann das Buch gerundet. Da das Buch nicht sehr dick ist und man es nicht viel runden sollte, ist der Beschnitt unten und oben vor und nach dem Runden möglich. Ich habe gelernt erst zu beschneiden und dann runden.
Ab dem Punkt 4 kommt es teilweise darauf an was man gelernt hat. Viele Wege führen nach Rom.
Zuerst würde ich das [lexicon]Kapitalband[/lexicon] ankleben. Denn die Gaze oder Hülse (Rückentasche) soll das [lexicon]Kapitalband[/lexicon] mit am Rücken halten.
Nach dem [lexicon]Kapitalband[/lexicon] kommt die Gaze oder die Hülse (so habe ich es gelernt). Wenn man beides aufklebt kommt natürlich zuerst die Gaze und dann die Hülse. Ich habe einmal ein Langenscheidt-Wörterbuch mit Jeansstoff hinterklebt. Das Buch hat keiner mehr kaputt gemacht. Sprungrückenbücher werden mit Halbleinen hinterklebt. Das Zeug ist auch total störrisch. Also warum nicht Gaze und dann die Hülse.
Nun, nur eine Hülse ist sowieso eine Sparversion. Das Packpapier ist viel billiger als Gaze.
Ab dem Punkt 5 wird es schwierig mit dem Erklären. Es gibt grundsätzlich verschiedene Wege die Buchdecke zu fertigen.
Die einfache Version ist getrennt vom Buchblock eine Decke anzufertigen. Das wird meistens bei Papier- und Leineneinbänden gemacht. Es ist einfacher und geht schneller.
Der schwierigere Weg ist es zuerst die beiden Deckel an die Heftbünde zu befestigen. Dazu werden erst die Heftbünde aufgefranzt und so in die Deckel eingelegt (und verklebt), dass man sie später nicht mehr sieht. Danach wird der Bezugstoff (bei dieser Variante meist Leder) aufgebracht. Dann werden die Deckel von innen wieder ausgeglichen und zum Schluss kommt das Vorsatz auf die Deckel. Das ist schon ein ganzes Stück Arbeit und für das erste Buch ist es, so finde sehr sehr viel.
Ich würde eher den einfacheren Weg gehen und zuerst eine Decke anfertigen. Dann die Heftbünde auf 2 bis 3cm abschneiden und dann den Buchblock einhängen. Dann sieht man zwar später auf den Innenseiten der Decke die Abdrücke von der Gaze und den Heftbünden, aber es ist wesentlich einfacher.
Zum Punkt 8 gibt es auch einiges zu schreiben die Dicke der Buchdeckel richtet sich nach der Dicke und nach dem Format das Buches. Ich habe gelernt 1cm Buch 1mm Pappe, 2cm Buch 2mm Pappe und ab 3cm ist dann Schluss. Ich finde diese Einteilung etwas grob. Noch dickere Pappen benutzt nur bei schweren Geschäftsbüchern, oder wirklich großen Werken. Früher waren die Deckel dicker, denn es gab keine Pappen. Es gab nur Holz.
Haltet einfach den Buchblock zwischen verschiedene Pappen und Ihr werdet sofort sehen was harmonisch oder ästhetisch ist und was nicht.
Ich würde die Deckel erst nur in der Höhe auf das gewünschte Maß (Buchblock plus 2-3mm) schneiden. Vorne würde ich die Deckel bewusst zu lang lassen. Ihr habt noch keine Erfahrung wieviel man für die Mechanik der Decke abziehen muss.
Dann würde ich mir einen sehr dünnen Streifen Pappe (vielleicht aus einem billigen Schuhkarton) schneiden. Diese Streifen muss so hoch sein wie die Deckel und so breit sein, dass er den Rücken umschließt (also praktisch so breit wie die Hülse). Vielleicht 1mm zugeben. Wenn die dünne Pappe später zu schmal ist sieht das nicht gut aus. Etwas breiter kann dagegen gefällig sein. Denn später wird ja noch der Bezugsstoff eingeschlagen und der Einschlag nimmt auch etwas Spiel aus dem Rücken.
Danach braucht Ihr einen Streifen Packpapier. Wieder so hoch wie die Deckel und 4cm breiter als die dünne Pappe für den Rücken.
Man schmiert das Packpapier (natürlich mit Leim) an. Und klebt den dünnen Kartonstreifen mittig auf. Danach werden die beiden Deckel aufgeklebt. Der Abstand zwischen dem dünnen Karton und den Deckel soll zwischen 4 und 7mm sein. 4mm ist eher für künstlerische Bücher geeignet. Das ist eigentlich schon zu wenig für eine ordentliche Mechanik. Und 7mm ist für Bücher die auch gelesen werden sollen.
Wenn man sich nicht sicher ist das man parallel anlegen kann, macht man sich einen mit Tesa-Film beklebten Pappstreifen in der gewünschten Breite. Gut anreiben!
Das Ganze lässt man trocken. Ist der Rohling fertig lege ich ihn um den Buchblock und zeichne mir an wo ich die Deckel vorn beschneiden muss. Aber Vorsicht, das Vorsatz dehnt sich später. Wenn man die Deckel nach vorn gerade so 2mm länger macht, kann das später schon kritisch werden. Oder man muss das Vorsatz vorn (den Teil der an die Deck geklebt wird) vor dem Einhängen etwas (vielleicht einen Millimeter) beschneiden.
Nun kommt der Bezugstoff (oder Papier) auf die Decke. Ich habe den Bezugsstoff immer viel zu groß zugeschnitten. Dann habe ich mir einen Pappenstreifen mit dem gewünschten Maß (vielleicht 15mm) gemacht und den Bezugstoff später kerzengerade mit einem Cutter zu den Deckeln geschnitten. Wenn man meine Bücher aufgemacht hat, konnte man nur gerade Kanten sehen. Das ist etwas getrickst aber perfekt.
Der Rohling (also die Pappen) ODER der Bezugstoff wird angeschmiert. Das ist eine dumme Sache. Schmiert man den Bezugsstoff an wird er sich rollen und verzeihen. Papier dehnt sich, Stoff zieht sich zusammen. Und später kommt noch die Dehnung und nach dem Trocknen der Zug vom Vorsatz dazu. Perfekt!
Vielleicht sollte Ihr beim ersten Buch (im Grunde falsch vorgehen und) den Rohling und nicht den Bezug anschmieren. Wenn man Übung mit den Materialien hat, geht das alles sehr schnell und man hat keine Probleme. Aber ein blutiger Anfänger braucht nun mal etwas länger. Das ist völlig normal.
Beim Auflegen des Bezugsstoffes beginnt in der Mitte. Das soll heißen, zuerst wird der Bezugsstoff an die dünne Pappe für den Rücken und das Packpapier angerieben. Danach wird der Bezug gut in die Kanten der dünnen Pappe und der Deckel eingerieben hier sollen scharfe Kanten entstehen. Deshalb haben die Buchbinder ein Falzbein. Damit kann man den Bezugstoff schön in den Falz einreiben. Der Bezug darf keine Luft haben. Und zum Schluss noch auf den Deckeln ordentlich anreiben. Ab diesem Zeitpunkt muss die Decke immer beschwert gelagert werden, sonnst wird sie rund!
Ich würde jetzt den Bezugsstoff außen beschneiden und dann den Einschlag vornehmen. Die vier Ecken abschneiden ist Gewöhnungssache. Ich würde auf der Ecke nicht zu knapp abschneiden. Vielleicht Pappenstärke plus 2mm. Eingeschlagen wird erst oben und unten. Ist die Decke beschwert getrocknet worden, kann man schon mal den Buchblock einlegen und stolz sein.
Dann wird der dünne Karton gerundet. Das kann etwas knifflig sein. Euer Buch ist ziemlich dünn und wenn man den Karton rundet und nicht vorsichtig ist, gibt es einen Knick. Und den bösen Knick kann man später unter Umständen sehen. Also vorsichtig. Vielleicht mit einem Abfallstück und einem Besenstiel üben.
Das sollte für Heute reichen, oder
Buntpapier