Dienstag 23 April 2024

Mengenbestimmung – schätzen oder wissen

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Mengenbestimmung – schätzen oder wissen?


Zur Mengenbestimmung zum Beispiel vor dem Schneiden oder vor dem Versand werden verschiedene Techniken eingesetzt. Diese einzelnen Verfahren haben sehr unterschiedliche Vor- und Nachteile. Deshalb hier eine etwas genauere Betrachtung.


Abstechen

Mithilfe einer einstellbaren Leere wird das Ries grob abgestochen. Die Genauigkeit schwankt mit dem Gefühl des Bedieners, sowie der Dickenschwankung des Papiers.


Abdrücken

Zuerst wird ein Stapel ordentlich abgezählt. Dieser Stapel ist dann die Referenz für das folgende Abdrücken.

Das Abdrücken ist dann ein Vergleich des zu bestimmenden Stapels mit dem zuvor gezählten Referenzstapel.

Die beiden Stapel werden nebeneinander gelegt und mit einem Daumendruck von oben verglichen.


Bogen Zählen


Von Hand abzählen

Beim Zählen von Hand hat jeder seine eigenen Vorlieben. Jeder hat sein persönliches Gefühl für Papier.


Händisch zählen mit auffächern

Eine Variante besteht darin die Bogen zuerst etwas aufzufächern. Danach werden die Bogen gezählt und abgenommen. Das Auffächern wird dabei an der Bogenkante durchgeführt.

Hier im Bild werden die Bogen seitlich aufgefächert und umgelegt. Dadurch werden die Bogen aufgeschuppt und können einfach gezählt werden. Das Auffächern kann auch ohne das Umschlagen oder Umdrehen ablaufen.

Wie im Bild zu sehen ist, werden die Bogen durch Auffächern separiert und lassen sich danach leicht zählen. Genauso ist es mit dem Auffächern durch Verschieben der Bogen untereinander. Die Bediener von Rundstapelanlegern machen das Auffächern täglich.

Das Auffächern ist meistens recht einfach. Kleben die Bogen nicht, kann man sie gut verschieben und schnell auffächern. Schwieriger wird es, wenn die Bogen aus irgendeinem Grund miteinander mehr oder weniger stark verbunden sind. Oft ist dies der Fall, wenn die Druckfarbe die Bogen miteinander verklebt.

  

Bei großen oder klebenden Bogen kann man diese auch erst rollen und danach leicht zählen


Händisch zählen mit Zählfinger

Früher waren für das Zählen von Hand, die sogenannten „Zählfinger“ sehr populär. Über ein oder zwei Finger werden Gummis gesteckt und dann Blatt für Blatt damit bewegt, separiert und damit gezählt. Personen, die diese Arbeit oft gemacht haben, erwarben eine recht hohe Geschwindigkeit. Das ging schon ganz flott.


Maschinell zählen

Will man eine genaue Mengenbestimmung, muss man die Bogen zählen. Das Zählen von Hand ist aber sehr langwierig und kostenintensiv. Deswegen werden noch andere Verfahren verwendet.


Streifen einschießen

Man kann bereits in der Druckmaschine oder mit einem Zählgerät kleine Kontrollstreifen einschießen. Die Streifen markieren dann die Menge der Druckbogen.


Optisches Abtasten

Wird ein Materialstapel ordentlich ausgerichtet, kann er auch mit einem speziellen Sensor abgetastet werden. Der Sensor wird an den aufeinandergestapelten Bogen vertikal vorbeigefahren und versucht zwischen den Blattkanten und dem zwischen den Blättern liegenden Schatten zu unterscheiden. Wird ein Unterschied erkannt, wird ein Blatt gezählt. Da die Zählgenauigkeit stark variieren kann sollten vor der Verwendung dieses Verfahrens unbedingt Tests durchgeführt werden.


Maschinelles Zählgerät mit Zählfinger

Bei dem mechanischen Zählen mit einem rotierenden Finger wird eine Ecke des zu bestimmenden Stapels Blatt für Blatt angesaugt, von dem Stapel etwas getrennt und dann durch einen Niederhalter separiert. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass es wirklich jeden Bogen zählt. Es hat aber auch zwei wesentliche Nachteile. Zum einen werden die Bogen bei dem Zählvorgang leicht umgeknickt. Dadurch gibt es auch eine technische Grenze für die verarbeitete Materialdicke, für die Häufigkeit der möglichen Zählungen je Produktstapel und eine Grenze der möglichen Verarbeitung bereits fertiger Produkte. Und zum anderen müssen die Zählmaschinen, wenn sie ein korrektes Ergebnis erzielen sollen, in regelmäßigen Abständen gewartet werden. Wo sich Mechanik bewegt, entsteht Abnutzung und Verschließ.

Wird auf einem Karton befindliches Schneidgut gezählt, muss der Karton an der zu zählenden Ecke entfernt werden.

In den mechanischen Zählmaschinen können auch Zählfahnen zum leichteren Abnehmen von Teilmengen eingeschossen werden.


Maschinelles mechanisches Zählen mit rotierender Scheibe

Eine ähnliche Vorgehensweise wird mit einer rotierenden Scheibe erzielt.

Die sich drehende Scheibe trennt zuerst die Ecke des unteren Bogens ab und schraubt sich dann mehr und mehr in den Papierstapel. Auf diese Weise wird Blatt für Blatt getrennt und von der Oberseite der Scheibe auf die Unterseite gefördert. Bei jeder Umdrehung werden drei Blätter bewegt.


Mechanisches Zählen mit Friktionsanleger

Früher sah man hinter den Bankschaltern oft Geldzählmaschinen. Heute sind die Geräte unter die Tresen oder weiter weg von den Schaltern gewandert und man kann sie nicht mehr so einfach sehen. Aber hören kann man sie oft. Immer wenn wir Geld aus einem Geldautomaten holen oder etwas mit diesen Maschinen einzahlen wird das Geld Schein für Schein gezählt. Und das kann man gut hören. Die einzelnen Scheine werden zum Beispiel bei der Auszahlung mit Gummiwalzen aus einem Magazin abgezogen und dann in das Ausgabefach gezählt. Manchmal kann man umgeknickte Ecken an den Geldscheinen sehen. Die mechanische Belastung für die Scheine ist nicht unerheblich.


Bogen Zählen durch Wiegen

Ein sehr verbreitetes Verfahren ist das Bestimmen von Mengen durch Wiegen. Hierbei wird ein ermitteltes Referenzgewicht mit dem zu bestimmenden Papierstapel verglichen. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt in zwei Punkten. Eine Waage ist, da sie keine Mechanik besitzt, auch fast keinem mechanischen Verschleiß unterlegen. Ferner kann dieser Arbeitsgang in das Rütteln integriert werden. Dadurch entfällt ein zusätzlicher Arbeitsplatz und eventuelle Wartezeit.

Im Bild wird ein Rüttler auf eine Waage gezeigt. Die Referenzwaage befindet sich auf einem Stativ links neben dem Rüttler. Der Bediener zählt zuerst eine Referenzmenge, zum Beispiel 20 Bogen, ab und legt sie auf die Referenzwaage. Danach wird der Zählvorgang gestartet und die Bogen auf dem Rüttler werden gezählt.

Die Waagen bieten unterschiedliche Funktionen, mit denen der Bediener Mengen bestimmen und die Arbeit dokumentieren kann. Zur Dokumentierung kann die Waage mit einem Drucker oder einer Schnittstelle zur Datenübertragung an einen PC versehen werden.

Die Zählgenauigkeit hängt von der Ermittlung des Referenzgewichtes und Gewichtstoleranz aller einzelnen Bogen ab.

Die Toleranz der Zählung liegt in der Regel bei etwa 0,1 – 0,3 %. Bei Druckbogen mit Bronzen oder Metallpigmenten liegt die Toleranz wesentlich höher liegen. Das liegt daran, dass Druckbogen mit Bronzen sehr große Gewichtsunterschiede aufweisen. In diesen Fällen muss man sich überlegen, ob das Wiegen die gesteckten Ziele erreichen kann.

Über den Autor

Eigentlich bin ich Autoschlosser. Danach kam der Lokführer, aber ich habe kurz vor Toreschluss abgedreht. Danach habe ich verschiedene Tätigkeiten ausgeübt. Hilfsarbeiter, Betriebsschlosser, LKW-Fahrer, Mitinhaber einer kleinen Druckerei, Herausgeber einer Stadtteilzeitung, und vieles mehr. Dann habe ich Buchbinder gelernt. Ich hatte wieder Glück und in Essen einen sehr guten Lehrbetrieb. Kisten, Kästen, Sprungrücken, Ledereinband, Broschüren, Bibliothekseinbände und so weiter.
Als dann die Lehre um war, habe ich versucht dass bis dahin gelernte in einer Sache zusammen zufügen. So bin ich bei Polar gelandet. Ich arbeitete 30 Jahre im Service und in der technischen Schulung. Dann wurde ich krank. Jetzt bin ich Rentner. Ich schneide Baumstämme, baue Möbel und Maschinenzusätze.

Buntpapier Moderator

Kommentare 4

  • Sehr interessant ! Danke

  • Schön, das Euch meine Anregungen gefallen. Der nächste Artikel wird leider viel theoretischer. Mal sehen wie die Kommentare dann aussehen.

    Gefällt mir 1
  • Da werden alte Erinnerungen wach und ich merke wieder mal, dass meine Ausbildung schon soooo lange her ist!

    Was hab ich mir an den scharfen Bogenkanten damals in die Finger geschnitten....

    Super Artikel! Danke Buntpapier!

  • Wieder einmal ein fachlich hochkompetenter Artikel! Danke Klaus!