Donnerstag 28 März 2024

Tesafilm von Papier entfernen

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  • Hallo an alle,


    ich habe momentan von einer Kollegin ein Buch bekommen um es neu einzubinden.
    Soweit so gut, es sind alle Seiten, die vorher fadengeheftet waren auseinandergefallen und nur noch Einzelblätter.....
    Das eigentliche PROBLEM sehe ich aber darin, dass jemand alle Seiten mit sehr viel Tesafilm wieder zusammengeklebt hat :thumbdown:
    Ich habe schon versucht den Tesafilm mit einem Fön zu erwärmen, damit der Kleber weich wird. Das klappt aber nicht so richtig, da auf den bedruckten Seiten sich die Druckfarbe mit ablöst.


    Gibt es da einen Tipp, wie man diesen Tesafilm am besten von dem Papier entfernen kann?
    Oder sollte ich es besser kleben lassen, wenn es keine Möglichkeiten gibt, das abzulösen.


    Danke schonmal im voraus für eure Tipps.
    Gruß MTDV

  • Hallo MTDV,
    ich fürchte zwar, dass folgende Anleitung für dein tesaverklebte Buch zu aufwändig ist, aber ich schreibs dir trotzdem. Vieleicht kommt das Tesaproblem mal im "kleineren Rahmen" wieder auf dich zu:


    Geh in die Apotheke und versuche Essigäther(= Ethylacetat = Essigsäureethylester) zu bekommen. Wenn Du einen Apotheker persönlich kennst geht das einfacher. Das Zeug wird nicht gerne verkauft weil es giftig ist. Sag ihm du brauchst nur eine ganz kleine Menge und arbeitest damit im Freien!
    Mit dem Mittel bekommst Du Tesa komplett weg. Nur bereits braune Flecken bekommst Du damit nicht weg.


    Du feuchtest das Papier mit einem kleinen Pinsel rund um den Tesa damit an - auch die Rückseite. Dann kannst Du den Plastikfilm ganz vorsichtig und langsam vom Papier lösen. Da das Zeug schnell verdunstet mußt du immer da wo sich der Film löst mit einem kleinen Pinsel nachfeuchten sonst zieht es das Papier (und den Text) mit weg. Wenn der Leim nicht ganz mitgeht, dann arbeitest mit Wattestäbchen nach.


    Wenn möglich unterm Abzug oder im Freien arbeiten. Das Mittelchen riecht zwar nach nix, ist aber wie gesagt giftig, leichtentzündlich ... und was sonst noch die Platte an Giftstoffen zu bieten hat...... und macht auch Kopfweh.


    LG Papierfrau

  • Hallo Papierfrau,


    vielen dank für deine umfangreiche Antwort.
    Aber ich denke auch, dass diese Variante wohl zu aufwendig sein wird für das ganze Buch.
    (Und ganz schön giftig ist das Teufelszeug ja auch, wie du schon geschrieben hast)



    Gruß MTDV

  • Ich mache das mit dem Föhn, damit geht der Film ab, den Rest mit Nitro.
    Ist ja schon eine Weile her, die Frage, aber vielleicht weiß jemand noch was Besseres, es ist ja ein grpßes Problem.
    Grüße von Karinobuch

  • Hallo Karinobuch!
    Grundsätzlich ist die warme Luft aus dem Föhn geeignet den alten Klebstoff weich zu machen. Das ist schon richtig. Nach dem erwärmen kann man den Streifen leichter abziehen. Aber der selbstklebende Film hinterlässt ja auch Klebstoffrest auf und sogar etwas im Papier. Nun kommt es natürlich darauf an wie genau man den Film entfernen möchte.
    Wenn man nur den Kunststofffilm entfernen will (zum Beispiel weil er zuviel aifträgt) reicht die Vorgehensweise mit dem Föhn. Der alte Klebstoff, der ja manchmal schon weiß und bröselig ist, wird nicht mehr kleben.
    Wenn aber auch die Klebstoffrest entfernen will würde ich sagen der Föhn reicht nicht. Ich denke die Idee von Papierfrau ist in so einem Fall nicht schlecht.


    Buntpapier

  • Bin hier neu, allerdings schon einige Zeit nur lesend. Möchte hier meine Erfahrung mit Selbstklebestreifen anbringen.

    Betrifft ein Buch, welches an die 100 Jahre alt ist. Ziemlich desolat und brüchig, der Großteil der Heftung (Metallklammern) durchgerissen. Auf eingen Seiten wurde, sicher schon vor langer Zeit, mit Klebestreifen repariert. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es einmal "Tixo".

    Wenn man nun schon so ein Buch zur Restauration in der Hand hat, dann sollte eigentlich dieser "Schandfleck" beseitigt werden. Mit Wärme war nichts zu machen. Mit Ethylacetat auch nicht. Beim vorsichtigen herumkratzen am Klebeand, konnte man unter dem Präpariermikroskop feststellen, dass sich der Klebestreifen in Träger- und Kleberschicht teilt. Die Kleberschicht am Papier ist wesentlich stabiler als das Trägermaterial, letzteres konnte man als kleine Teile ablösen. Die Kleberschicht ist auch wesentlich dicker als die Trägerfolie. Ein sehr mühsame Aktion, da die verbleibende Kleberschicht am Papier genauso glänzt wir vorher das Trägermaterial. Es ist daher nicht wirklich gut unterscheidbar, wo man schon was abgezogen hat. Meine Hoffnung, dass man nach Beseitigung des Trägermaterials den Kleber aufweichen könnte schwindet immer mehr. Der Kleber ist zum Teil tief in das Papier eigedrungen, woraus er ohne Schaden anzurichten nicht ablösbar ist. Ein positiver Effekt zeigte sich durch die Ablösung des Trägermaterials, die Spannung und dadurch einige Falten wurden weniger.

    Insgesamt eine ziemlich frustrierende Angelegenheit, wenn der Kleber nach langer Zeit unauflösbar fest wird und nicht von selbst zerfällt, was des öfteren vorkommt.

    ehuetti

  • interessante Beobachtung. Aber vielleicht löst den Kleber eher Benzin. Hab bei mehreren Sachen schon mit Waschbenzin Erfolg gehabt.

  • Ich habe es zugegeben noch nicht großflächig auf Papier benutzt.

    Aber bisher bin ich Kleberückstände von Tesa, Etiketten und Co mit dem Scotch Easy Clean Pen los geworden.

    Ist allerdings auch alles andere als umweltfreundlich.

  • .... Waschbenzin ...

    Benzin, Benzol, Xylol, Petroleumäther und Perchlorethylen hab ich bereits durch. Leider hab ich nur das Originalstück und keine Experimentierproben. Nach diesen Säften erscheint mir, dass die Kleberschicht etwas spröder wurde. Das kann aber auch subjektiv sein. Der Besitzer des Buches hat es gut 40 Jahre im Besitz und diese Klebestellen hat er schon übernommen, er meinte, dass sie damals nicht mehr frisch waren.

  • Wasser?

    Ja Wasser, das war es. Man kann sich ganz schön verlaufen.

    Als ich auf der Rückseite Japanpapier draufklebte, um die Fragmente aus der ursprünglichen Beschädigung zu fixieren, lösten sich die Klebestreifen. Damit war das Problem gelöst. Vielen Dank für die Anteilnahme.


    ehuetti

  • leider konnte ich bei Euch die letzten Tage nicht mitlesen. Diese Art von Klebestreifen kenne ich nur zu gut und laues Wasser wirkt da Wunder. Wenn der alte Leim aufquillt kann man ihn wunderbar mit den Skalpell abschaben..... Dank czil habt Ihr ja die Lösung gefunden :-)

  • Moin,

    das Problem mit Tesafilm hatte ich auch schon. Manchmal konnte ich es mit einem sehr scharfen Messer abheben. Wenn sich die Tinten (es war ein altes Register) nur schwach ablösten, habe ich die Daten und Schriftzüge danach mit Fimoplast gesichert.

    Was jedoch macht man, wenn das Tesa so alt ist, das es sich von allein ablöst, aber alle wichtigen Daten am Tesa haften bleiben - jedoch an dem Papier nicht?

    Wieder kam Fimoplast zum Einsatz, was ich für mich als unbefriedigend empfand.

    Gibt es eine elegantere Lösung?

  • Hallo bogner,

    dann ist wohl das Papier zu morsch und der Tesa zu stark, aber nicht alt genug. Bei altem Tesafilm löst sich lediglich die obere Kunstsoffschicht und der Kleber darunter verbleibt mit allen Daten auf dem Papier und macht dort unschöne Flecken.

    Man könnte die Daten auf der Rückseite des Tesafilms mittels Papierspaltung ablösen und dann auf das Original übertragen. Aber das Thema Papierspalten mache ich jetzt nicht auf. Ich bin da nicht auf dem neuesten Stand. Außerdem wäre das Prozedere wahrscheinlich auch zu aufwändig.

    Ich würde erst den Tesa wieder aufkleben und dann mit heißer Luft - wie oben von Karinabuch beschrieben - versuchen die Trägerschicht abzulösen... oder mit Essigäther..

    Wie hast Du das mit Filmoplast gelöst?

  • Hallo Papierfrau,

    da es nicht mein Buch war, sondern ein Auftrag, musste ich noch vorsichtiger als sonst zu Werke gehen.

    Jede Seite war von Hand beschrieben, eingerissen vom stetigen Gebrauch und mit Tesa vom jeweiligen Benutzer geflickt.

    Wo es ging und sich die Tinte der Stifte nicht mit ablöste, habe ich vorsichtig das Tesa mit einem scharfen Messer abgehoben und es durch Fimoplast ersetzt, um Risse zu flicken und gegebenfalls Seiten zu stabilisieren.

    Es gab leider auch Ecken, da konnte ich das Tesa nicht ganz wegnehmen, da sonst sämtliche Daten verschwunden wären.

    Dort blieb mir nichts anderes übrig, als das Tesa so weit es ging zu minimieren und wo nötig,

    mit Fimoplast zu fixieren, damit alles erhalten blieb.