Donnerstag 28 März 2024

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  • Heideldruck: Weiterverarbeitung an Müller Martini


    Zitat aus print.de :
    Heidelberg stellt Produktion von Sammelheftern und Klebebindern ein. ... Der Service der installierten Basis an nicht mehr weitergeführten Produkten wird von der Schweizer Firma Müller Martini übernommen. Diesbezüglich haben die Heidelberger Druckmaschinen AG und Müller Martini eine Einigung über die Übernahme des Servicegeschäfts für Heidelberg-Sammelhefter und -Klebebinder erzielt. Müller Martini übernimmt das weltweite Service- und Ersatzteilgeschäft sowie das gesamte Know-how der bis dahin in Leipzig produzierten Maschinen. ... : Zitatende


    Eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen, wenn es denn dabei bleibt. (Die IG Metall/Betriebsrat will eine Unterlassungsklage gegen die bevorstehend Betriebsschließung einreiche und das [lexicon]Werk[/lexicon] losgelöst von Heideldruck erhalten.)


    Sollte es bei der Entscheidung von Heidelberger Druckmaschinen AG bleiben, würde zumindest bei den Sammelheftern eine ernst zu nehmende Konkurrenz (und Alternative) zu Müller Martini vom Markt verschwinden. Denn MM wird mit Sicherheit keine zweite Linie fahren und nach der Übernahme den ehemaligen Widersacher (Heidelberger Sammelhefter) einstampfen. Allenfalls werden durch die Patente-Übernahme und das erworbene Know-how die eigenen Maschinen etwas verbessert, aber wirkliche Innovation erwächst meines Erachtens erst daraus, es besser zu machen (oder machen zu wollen) als die Wettbewerber. Dafür braucht es aber ernst zu nehmende Konkurrenten, die es dann, mal abgesehen von Hohner die ja auch (kleine) Sammelhefter um ihre Heftköpfe darum herum vertreiben, nicht mehr wirklich gibt.


    Die Übernahme soll bis Jahresende vollzogen werden und laut Heidelberg Techniker übernimmt MM niemanden von Heidelberg. Das weltweite Service- und Ersatzteilgeschäft könnten sie mit der eigenen Mannschaft stemmen. Da ist das Chaos wohl schon vorprogrammiert, für den der Teile bestellen will, von einem Techniker Infos braucht, oder die MM Monteure vor ihrem ersten ST 450/500 stehen.


    Den Technikern/Monteuren bei Heidelberg hat man zugesagt, dass sie im Bereich der Falzmaschinen untergebracht werden, das glaubt aber kaum einer wirklich.
    "Die wollen uns nur bei der Stange halten bis der Deal gelaufen ist, weil sie Angst haben dass der Service sonst zusammenbricht."; meinte ein Monteur, und: "Wir hängen nach Jahresende völlig in der Luft, keiner weiß, ob und wie es weiter geht."


    Schade wenn es so käme, die neuen Generation von ST 450/500 und neu entwickelten Heftköpfen sind meiner Meinung gute Maschinen und ich arbeite damit mittlerweile gerne. Bin auch sehr gespannt, wie lange die Ersatzteilversorgung (zu noch annehmbaren Preisen) aufrecht erhalten wird. Allein aus taktischen Gründen könnte MM schon daran gelegen sein, die Versorgung schnellst möglich einzustellen und/oder Reparaturen unrentabel zu gestalten, denn bei einer Neuanschaffung entfällt mangels Konkurrenz die Qual der Wahl zu ihren Gunsten.


    Wie ist eure Meinung zu dieser bevorstehenden Entwicklung, bzw. Übernahme?


    MfG

  • Die Geschichten stammen noch aus der Zeit des Herrn Mehdorn. Damals gab es die Idee Heidelberg weg vom reinen Druckmaschinenhersteller hin zu einem Systemanbieter zu verändern. Das ging auch mehr oder weniger gut solange genug Geld in der Kasse war. Damals waren das die Reste von Linotype, es war Stahl in Ludwigsburg, es war Bremer in Leipzig und Jagenberg in Mönchengladbach. Ferner kamen die Gießerei in Amstetten und ein [lexicon]Werk[/lexicon] in Brandenburg dazu. Jetzt muss man bei Heidelberg sehen wie man wieder in die schwarzen Zahlen kommt. Und das ist nicht einfach. Ich denke diese Meldung wird nicht die letzte schlechte Info aus dem Hause Heidelberg sein.
    Soweit ich weiß wird das [lexicon]Werk[/lexicon] in Leipzig komplett geschlossen. Das Stahl irgendwelche Leute übernimmt kann ich mir nicht vorstellen. Die Gerüchte innerhalb der Heidelberg-Organisation sind eher entgegengesetzt. Wahrscheinlich wird auch Stahl Federn lassen müssen.
    Außerdem bin ich gespannt wie MM den Service machen will. Die Servicetechniker kennen nur ihr eigenes Produkt. Ich denke da wird es wieder mehr freie Servicetechniker geben.
    Besonders bitter ist das mal wieder für die kleinen Leute. Wir zahlen am Ende die Rechnung.


    Buntpapier


    P.S.: Ich habe ja noch einiges in der Liste vergessen. Das war die Rolle von Heidelberg, dann gab es die Firma Goss und die Nexpress-Geschicht mit Kodak war sicherlich auch nicht billig.

  • Buntpapier,
    so ist es. In den 90ern wurde von Heidelberger alles nur Mögliche aufgekauft unter Philosophie 'Bei uns gibt es alles aus einer Hand', dabei Millionen investiert und ein paar Jährchen später als stark defizitäre Sparte wieder verscherbelt, abgestoßen oder aufgegeben.


    Die Nexpress- Geschicht ist mir auch noch in Erinnerung. Als ich 2002 eine Exkursion bei Heidelberger hatte, wurde noch ganz stolz dieser RiesenKopierer alias NexPress 2100 präsentiert (2100 sollte dabei wohl für's 21.Jahrh. stehen). Beim K- Wort sahen einen die Vorführer/innen dabei noch ganz böse an und korrigierten die Verfehlung mit: "Digitale Farbdruckmaschine!"
    Zwei Jahre später wurde die [lexicon]Digitaldruck[/lexicon] Sparte nach Riesenverlusten aufgegeben.