Donnerstag 28 März 2024

Beiträge von Buntpapier

    Das heften der Bücher mit echten Bünden ist nicht sehr schwer. Das Beziehen des Buchblocks mit Leder, sollten man sich einmal zeigen lassen. Auf meinem Foto links ist so ein Buch zu sehen. Ich habe das Buch vor etwa 25 Jahren während meiner Lehre gemacht. Es ist etwa 2 cm mal 4 cm groß und ist ein Liebesbrief an meine damalige Freundin.
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    Die Information, dass Wohlenberg und Prefecta das Gleiche ist, ist völlig korrekt. Wohlenberg (in Hannover) ist komplett geschlossen. Dazu gibt es auf der Baumann-Seite eine Presse-Mitteilung. Alles gehört Baumann. Es gibt entweder eine grüne Perfecta, oder eine blaue Perfecta mit dem Namensschild Wohlenberg.


    Die Datenübernahmen aus der Druckvorstufe hat Polar seit Drupa 1986. Was die externe Programmierung betrifft, ist Polar immer führend gewesen. Das ist dann auch richtig.



    Als Stapellift würde ich keinen in die Schneidemaschine integrierten Lift nehmen. Es sei denn es gibt arge Platzprobleme. Ein Lift als einzelnes Gerät ist billiger und kann auch an anderen Plätzen benutzt werden.


    Die Spähneentsorgung (beweglicher Vordertisch) lohnt sich nur wenn man viele Zwischenschnitte hat. Bei Rundumbeschnitt und großen Nutzen muss es für mich schon wichtige Gründe für diese Option geben. Da würde ich (wenn es die Arbeiten erlauben) eher in wirklich gute Messer investieren.


    Abstapelgenauigkeit braucht man wenn die Stapel direkt in einen Anleger gehen, oder eingeschrumpft werden. Wenn man das Material wieder in die Hand nimmt ist das nicht so wichtig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die beiden Hersteller Baumann (der Entlader kommt dann nicht von Perfecta) oder Polar großartig unterscheiden. Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, aber auf der Drupa habe ich nur Bauman Peripherie auf dem Perfecta-Stand gesehen. Da kommt es, wenn es um einen Unterschied geht, wohl eher auf die Tagesform bei der Installation an.


    Die Zählwaage macht Sinn wenn man eine Mengenbestimmung braucht. Zum Beispiel kann eine Industriebuchbinderei dem Drucker schon sehr früh und sicher sagen, welche Auflage wirklich geliefert wurde. Ansonsten kann man mit der Waage die wirklichen Materialmengen in der Weiterverarbeitung dokumentieren. Da ist gut wenn der Kunde Übermengen akzeptiert und bezahlt, oder es sowieso nach Bogenzahl (siehe Info von Knittermaik) oder Nutzenzahl (bei Etiketten) geht.



    Leistung der Anlage. Ich denke da gibt es bei einer normalen Schneidemaschine nicht zu große Unterschiede. Ein Schneidprogramm für normale Arbeiten ist schnell gemacht. Viele Kunden sagen, dass die Bedienung bei Polar einfacher sei. Das ist aber auch Geschmacksache. Die Sattelgeschwindigkeiten und Schnittgeschwindigkeiten sind im Prinzip gleich. Polar XT hat die Funktion "Pressbalken lösen bei Messer in UT" damit starten der Sattel bei jedem Schnitt etwa 0,4 Sekunden schneller. Das heißt eine Zigarette mehr pro Tag bei gleicher Leistung pro Schicht.


    Ich würde einen Maschinenkauf aber auch an anderen Kriterien festmachen.


    Service und Ersatzteilversorgung. Eine Schneidanlage ist eine Investition für mindestens 10 Jahre. Das heißt nach der Garantie kommen viele lange Jahre, in denen man Service und Teile braucht. Und darüber redet kein Verkäufer.
    Gebrauchtmaschinenpreis. Irgendwann braucht Ihr wieder eine neue Maschine Und wollte vielleicht auch noch etwas Geld für eine gebrauchte Maschine haben. In diesem Fall ist Polar klar im Vorteil. Die Gebrauchtmaschinenpreise spiegeln nun mal den Ruf des jeweiligen Herstellers wieder. Ihr habt ja gefragt…..




    Wer ist besser? Das ist eine schwere Frage. Selbst wenn der Preis unterschiedlich ist, ist das noch kein Kriterium, wenn man dann später mehr Ersatzeile braucht.



    Buntpapier

    Für mich ist das ein gutes Thema. Als ich mich vor einigen
    Tagen hier angemeldet habe wollte ich zuerst nach dem Thema Fachbücher fragen.



    Mein Beruf ist es unter anderem jedes Jahre viele, viele
    Seiten über Schneidemaschinen zu schreiben. Also ist das schon mein Thema. Denn
    die Fachzeitschriften hauen mich nicht so vom Hocken. Es gibt vieles über
    aktuelle Themen, aber wirkliches Fachwissen finde ich selten. Wobei die mir die
    deutschsprachigen Fachzeitschriften noch am besten gefallen.



    Kann ich hier fragen welche Fachbücher Ihr Euch wünschen
    würdet? Oder wo gibt es alte Fachbücher?
    Oder sind das ganz neue Themen?




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    Vielleicht darf ich nochmal einige Zeilen zur Funktion „Formatprogramm“ schreiben. Denn im Laufe der Zeit sind doch einige Dinge auf der Strecke geblieben.




    „COSA“ hatte die Frage ob jemand mit dem „Formatprogramm“ arbeitet und was das soll?




    Ein wesentlicher Grund für das sogenannte „Formatprogramm“ war zum Ende der achtziger Jahre eine Alternative zur manuellen Schneidprogrammerstellung zu bieten. Die Idee bestand darin die Bogendaten, sowie den gewünschten Weg des Schneidens abzufragen und dann ein fertiges Schneidprogramm zu erstellen.




    Die Bedienung des Polar-Formatprogrammes ist nicht so schwer. Man nimmt den Druckbogen und markiert sich die Anlage. Im Bildschirm wird die Anlage-Ecke immer als ein kleiner roter Winkel angezeigt. Wenn man den Druckbogen genauso wie im Bildschirm gezeigt vor sich auf die Maschine legt machen die einzelnen Fragen sehr schnell Sinn. Wenn man die einzelnen Eingaben macht braucht man nur den Druckbogen genauso vor sich hinzulegen wie im Bildschirm der Maschine angezeigt (immer auf den roten Winkel achten). Wenn man zurückgehen will kann dies mittels der Pfeil-Tasten (bei ED in der Tastatur) machen.


    Das Formatprogramm ist umfangreich und man muss viele Tasten drücken um an sein Ziel zu kommen. Am Ende wird man zum Beispiel bei der 137 ED von „COSA“ mit einer grafischen Darstellung des Programmes belohnt.


    Es gibt eine Alternativen zum „Formatprogramm“. Wie „Bubi-TS“ schon geschrieben hat, funktioniert „Programmieren beim Schnitt“ gut.


    Bevor ich die Funktion „Formatprogramm“ benutze überlege ich mir welchen Aufwand ich mir antun möchte. Für einen Rundumbeschnitt würde ich persönlich kein „Formatprogramm“ benutzen. Wenn ich möglichst viele Nutzen (ohne auf die Laufrichtung zu achten) aus dem Rohbogen herausschneiden möchte, würde ich nur das „Formatprogramm“ benutzen.


    Man kann aber auch mit dem „Formatprogramm“ tricksen. Wenn man zum Beispiel eine EM-Monitor hat, gibt es keine Funktion „Eltrotakt“ aber „Formatprogramm“.


    Also mache ich mir irgendein Formatprogramm, lösche alles bis auf die Eltrotakt-Sequenz und ändere dann immer nur noch die einzelnen Schnitte.




    Heute ist das mit dem „Formatprogramm“ wieder anders. Wie „Knittermaik“ schon geschrieben hat gibt es ja „Compucut“. Wer „Compucut“ bedienen kann wird sich auch bei der ganz neuen Maschine N-Pro ganz leicht mit dem „Formatprogramm“ tun. Das neue „Formatprogramm“ lehnt sich sehr stark an „Compucut“ an.


    Dann möchte ich noch etwas zum „Vollpfosten“ sagen. Der Begriff gefällt mir sehr gut. Und die Entwicklung geht leider wirklich dahin, dass die Hersteller mehr und mehr die Aufgaben einer Berufsschule mitübernehmen müssen. Es gibt eine Anlage die aus vorgerüttelten Lagen (1000 oder 1250 Bg. 70x100) vollautomatisch (also ohne Schneidtasten drücken 24 bis 30 Lagen die Stunde!) Etiketten in ordentlicher Qualität herstellt. Palettentransport durch Roboter von der Rüttelstation zur Schneidanlage, zwei Automatische Schneidemaschinen hintereinander, Bündler, Schrumpftunnel, Roboter zum Palettieren, automatischer Palettentransport der fertigen Euro-Paletten und abschließender Schrumpftunnel in der Versandabteilung. Der „Vollpfosten“ richtet das Ding ein und klebt am Ende den ausgedruckten Aufkleber für den Versand auf die fertigen Paletten.


    Das ist unsere Buchbinderzukunft. Da wird es nicht nur Euch schwindlig.


    Buntpapier

    Ein Arbeitskollege hat mich auf dieses Forum aufmerksam
    gemacht. Ich möchte den Machern ein dickes Lob aussprechen! Super Sache!



    Ich bin nur ein kleiner gelernter Buchbinder, gelernter
    Schlosser und fast gelernter Elektriker. Ich arbeite seit 25 Jahren in einer
    Service-Abteilung für Schneidemaschinen. Schneidemaschinen sind eigentlich ganz
    einfach. Sie schieben das Papier nach vorn und machen zwei aus eins. Mehr ist
    das gar nicht. Und solange man Maschinen nicht einschaltet können sie auch
    nicht kaputt gehen. :D



    Vielleicht kann ich ja hin und wieder etwas aus meinem Leben
    als Beitrag dazu geben. Ich denke jeder der schreibt versucht es nach bestem
    Wissen und Gewissen zu machen.




    Der Name Buntpapier stammt aus meiner Lehre. Ich hatte mir
    eine Wanne und Kämme gebaut um selbst Buntpapiere machen so können. Und das hat
    mich so fasziniert, dass ich monatelang nur Papiere machte gemacht.





    Buntpapier

    Höhenausgleich und geringe Einlagehöhe sind bestimmt hilfreich.


    Für einen Höhenausgleich gibt es verschiedene Varianten.


    Matrize
    Mein Buchbindermeister hat früher immer Matrizen aus Graupappe angefertigt um Bücher zu schneiden oder irgendwie einen Höhenunterschied auszugleichen.


    Flexibles Abdeckblech
    Lange waren flexible Abdeckbleches modern. Ein flexibles Abdeckblech besteht aus drei Schichten (Sandwich). Dem Träger, was in etwa einem normalen Abdeckblech entspricht, eine Gummischicht und einer dünnen Eisenplatte aus Federstahl. Wenn man eine Feder biegt gibt sie nach und man hat einen Höhenausgleich. Ein flexibles Abdeckblech gleicht in erster Linie lange Wellen aus.


    Magnetstreifen
    Die Magnetstreifen von 3M haben den Nachteil, dass sie verrutschen und das Messer beschädigen können. Denn alles was Magnetisch ist beinhaltet Eisen. Die Beschädigung ist so stark, dass man gleich das Messer wechseln muss, aber steter Tropfen höhlt den Stein.


    Filz
    Filz eignet sich sehr für kurze Wellen. Man kann 10 mm dickes Industriefilz mit doppelseitigem Klebeband unter das normale Abdeckblech kleben. Dann hat man einen Höhenausgleich, der sich für praktisch alle Arbeiten und viele, viele Monate eignet. Bei den Vertretungen der führenden Schneidmaschinenhersteller gibt es fertige Sätze mit Einbauanleitung.


    Weiche Kunststoffe
    Wenn die Anwendungen sehr kompliziert werden, (z. B. Geldschneiden) verwendet man auch weichen Kunststoff unter dem Abdeckblech. Diese Abdeckbleche werden von den jeweiligen Schneidemaschinen-Herstellern geliefert. Sind aber ziemlich teuer. Für normales Schneiden finde ich sie etwas übertrieben.


    Hat man keinen Höhenausgleich zur Hand kann man nur die Einlagehöhe reduzieren. Aber das nervt und die gerade Fläche des Pressbalkens, bzw. des Abdeckbleches sorgt oft für Abdrücke.


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    Ich kenne den Begriff Pilzschnitt, so dass damit beschrieben wird, dass die oberen Bogen im Stapel etwas länger sind als die anderen. Der eigentliche Schnitt ist dann aber ordentlich ist.
    Etwas Pilzschnitt ist völlig normal. Warum?


    Wenn das Messer in den Papierstapel eindringt, drückt die Klinge auf einer extrem schmalen Linie auf das Papier. Hierbei entstehen wesentlich höhere Kräfte als man mit einem Pressbalken erzeugen kann. Durch diesen Effekt werden die oberen Bogen förmlich in den Stapel hineingedrückt. Das geht solange bis genügend Widerstand aufgebaut wurde. Erst dann wird geschnitten.
    Man kann diesen Effekt einfach nachvollziehen, in dem man ein Lineal mit einer Kante in ein Papier-Taschentuch drückt. Das Papier-Taschentuch ist nicht stabil und gibt nach. Erst wenn das hochvolumige Papier des Taschentuches ganz verdichtet wurde entsteht Widerstand. Wenn man genau hinsieht kann man auch je einen Radius vor und hinter der Linealkante sehen.
    Wird diese Erfahrung auf die Schneidmaschine übertragen versteht man sehr schnell warum die oberen Bögen immer etwas länger sind als der Rest.



    Man kann den Pilzschnitt nur bedingt beeinflussen. Es gibt zwei Faktoren Schneidgut und Messer.


    Je härter das Schneidgut ist, umso früher entsteht ausreichend Widerstand zum Schneiden und die oberen Blätter sind nicht mehr so viel länger. Würde man jedoch sehr genau hinsehen gäbe es aber trotzdem einen Pilzschnitt.


    Je schärfer das Messer ist, umso leichter schneidet es und braucht weniger Widerstand um die Bogen zu zerteilen. Das bedeutet auch weniger Pilzschnitt.


    Wie groß ist der Pilzschnitt?


    Wenn der Bediener an der Schneidemaschine steht und zwei Stapel Papier übereinander legt, sieht es dass die oberen Bogen etwas länger sind. Und nun wird geschätzt wie viel das wohl sein mag. Ein wirklicher Schneidemaschinen-Profi kommt mit einem Messergerät (mehrere tausend Euro kostet) und vermisst die Bogen im Papierstapel.


    Soweit die Theorie.



    In der Praxis muss man sich fragen was man selbst will. Warum stört der Pilzschnitt? Eine ordentliche Offset-Druckmaschine kann mehrere Millimeter unterschiedliche Bogenlängen ausgleichen. In der Falzmaschine wird man den Unterschied nicht sehen, denn in der Falzmaschine zählt eher der Stand des Druckbildes als die Bogenlänge.




    Nun wird es sehr schnell haarspalterisch. Wie soll ich als normaler Buchbinder Papier vermessen? Welcher Toleranzen will oder muss ich einhalten. Und so weiter und so weiter . Vielleicht ist ein Pilz zum Feierabend dann doch besser. Ich trinke kein Bier. Es schmeckt mir einfach nicht.



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