Montag 29 April 2024

Falzklebung - Kennt sich jemand aus?

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  • Wir möchten in unserem Betrieb eventuell demnächst auch Falzklebungen anbieten. Kennt sich jemand damit aus?
    Welchen Leim benutzt man dafür? Kalt- oder Heißleim, oder geht beides?
    Mit welchen Papieren geht das, mit welchen nicht? Gibt es aufgetragene Veredelungen, die eine Falzklebung unmöglich machen?
    Kopf und Fuß kann ich mir per Randbeschnit vorstellen, aber wo mache ich in der Falze den Frontbeschnitt?
    Wäre für ein paar Erfahrungen dankbar!

  • Hallo Falzonkel,
    kenne mich damit recht gut aus und geb mal ein paar Tip's dazu.


    Allgemeines: Für Falzklebungen wird überwiegend Kaltleim (Weißleim) verwendet. Heißleim ist eher für das Aufspenden von Warenproben geeignet.
    Die verbreitesten Systeme für Falzkleben sind von den beiden Herstellern hhs Baumer Group und KAS-SYSTEMS. Die beiden Systeme sind gut und nahezu identisch, wobei ich persönlich hhs den Vorzug geben würde.


    Die Leimvorrichtungen sind an jeder Falzmaschine verwendbar, die mit Segmentwalzen ausgestattet werden können. Möglich sind auch nomale Falzwalzen (außer Walzen mit spiralförmig belegtem Gummi), bei denen mittig eine Nut vohanden ist (eingefräst wird). Diese "billig Lösung" würde ich aber nicht empfehlen, da hier immer nur mittig geklebt werden kann und bei vielen Papieren (egal ob 4, 6, 8, ... stg., Einbuch oder Wickelfalz) nach dem falzen ein Abdruck (leichte Wölbung im Papier von der Nut) zu sehen ist.
    Es gibt auch Systeme bei denen das Kleben in der Falztasche möglich ist, die sind aber aufwändiger und teurer als Kleben vor den Taschen/Walzen.
    Vom einfachen 1-Ventil-System zur Bundleimung von 8- bis 16-seitigen Broschüren bis 16 Ventile für aufwendige Mailings gibt es eine große Bandbreite von Steuergeräten hierfür.
    Wenn außer der einfachen Bundleimung auch das Verleimen von Kopf und Fuß (Beschnitt), z.B. für die Verklebung von Inhaltsbogen mit zickzack Falzungen für's anschließende zusammentragen oder vorsammeln möglich sein soll, dann mind. ein 2-Ventil-System wählen.
    Mit 4-Ventil-System sind neben dem Falzkleben im Doppelnutzen auch nahezu alle gänigen Mailing- Verklebungen möglich.


    Komifalzmaschinen sind zum kleben nur eingeschräknt tauglich (alleine schon vom reinigen her). An Taschenfalzmaschinen kann im ersten, zweiten, dritten Werk, sowie im Schwertfazwerk geklebt werden, meist muß dazu an den (Klebe)Werken ein seperater Drehzahlsensor für das Leim-Steuergerät angebracht werden.


    Leim: Bei Klebefalzung relativ unproblematisch. Saugende Papiere mehr Leim, glatte oder gestrichene dementsprechend weniger.
    Planatol hat da eine eine große Auswahl an Leimen. Bei Mailings, oder wiederverschließbarer Verleimung mit Fugitivleim wird's schon heikler. Da muß man viel testen (jede Papiersorte extra) und ggf. verschiedene Leime mischen.


    Beschnitt: Bei kleinen Auflagen oder wenn es ganz sauber sein soll/muß Frontbeschnitt (und Kopf/Fuß) am Planschneider. In der Regel wird der Bogen aber vor dem falzen in der Breite schon beschnitten (auf Endbeschitt) und Kopf und Fuß in der Masch. per Randbeschnit. Da das Falzkleben von 8/12/16stg. meist als günstige Alternative zum Sammelheften angeboten wird (hier steht der Preis im Vordergrund nicht die Qualität) geht es da nicht so genau (kann auch nicht). Es werden dann bei Bedarf nur die Muster am Planschneider etwas "verschönert".


    Generell gilt, daß Falzkleben zusätzliche Aufmersamkeit beim falzen und vor allem Genauigkeit und Sauberkeit erfordert. Wenn man da nicht auf zack oder schlampig ist, dann läuft gar nix mehr. Es reichen kleine Mengen Leim auf den Walzen und die Bogen erreichen die Auslage nicht mehr!
    Oder es es bidlet sich ein Tropfen/Haut am Leimkopf, dann sind schnell einige tausend Bg. ungeleint, etc. Auch bei sauberster Einstellung ist es (allein duch das verspritzen geringster Mengen Leims in Folge der Fliehkräfte) manchmal nötig, z.B. mind. alle 4 Stunden die Walzen und Taschenlippen zu reinigen. Je langsamer die Maschine läuft um so besser/sauberer beim kleben, aber das mit der Geschwindigkeit hat ja bekannterweise kalkulatorische Grenzen. Bei der Anschaffung und in der Einarbeitung mit dem Klebeaggregat auf jedenfall etwas mehr Bogenzuschuss einrechnen/beantragen.
    Grundvoraussetzung aber ist ein fähiger Mann oder eine fähige Frau an der Maschine um qualitativ und quantitativ vernünftige Ergebnisse zu erzielen. Hilfskräfte hinstellen is da nich!


    MfG Martin

    Einmal editiert, zuletzt von freierbuchbinder ()

  • Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort! Damit bin ich schon mal ein ganzes Stück weiter. Kann ich denn prinzipiell eine Falzleimung auch mit Heißleim machen, oder spricht etwas entscheidendes dagegen? Wir wollen uns nämlich eher auf Mailings konzentrieren und daher eher auf Heißleim setzen. Mir kam nur die Idee zum Falzleimen als weiterer Option. Da der Chef von dieser Idee ganz angetan ist (Stichwort: Günstige Alternative zum Heften), habe ich mir gedacht, ich mache mich mal schlau.

  • Heißleim als Rückenleimung kann ich mir schlecht bis nicht vorstellen, weil man den nicht fein genug dosieren kann. Beim falzleimen mit Weißleim werden winzige Punkte (Durchmesser ca. 0,5 mm - 1 mm) im Abstand von 3-5 mm aufgetragen und das bei laufender Maschine mit 100-160 m/min. Das wird bei Heißleim oder Silikon allein schon wegen der zähen Konsistenz nicht möglich sein und eine durchgehende Leim-Spur ist schon beim wesentlich dünneren Weißleim zu viel des guten. Eine Rückenverleimung mit Heißleim würde also buchstäblich; "Zu dick Auftragen!"


    Und schon im Volksmund heißt es doch: "Trag ..... .. .... ... !"


    Aber selbst bei Mailings (wenn denn sie aus Papier sind) ist Weißleim die bessere Wahl. Beim “Mailing“ kommt es ja klebetechnisch nur darauf an, daß es als gefalztes Prospekt postkonform für den Versand verschlossen wird (Postwurfsendung, etc.). Dazu gibt es spezielle Leime, bei denen das Papier nicht/kaum einreißt beim öffnen, sowie Leime (Fugitivleim) für wiederverschließbare Mailings, die können dann mehrmals geöffnet und wieder verschossen werden.
    Der Vorteil am Weiß/Kaltleim- System liegt ja auch gerade darin, dass er für Mailing-Verklebung und Falzklebung gleichermaßen geeignet ist. Bei der Umstellung müssen (zur Falzart) nur die Position/en der Leimköpfe und Leimsorte gewechselt werden.


    Heißleim/Silikon ist dafür beim aufspenden unschlagbar. Damit können so gut wie alle Materialien (mit dem Papier/Cellophan) verbunden werden, wie z.B. Kunststoff, Metall, Stoff, usw. und die Oberflächen der Spenden müssen nicht unbedingt glatt sein. Er zieht auch sehr schnell an, was einem verrutschen von schweren Spenden entgegenwirkt.

    Überwiegend wird der Heißleim (inline) mit einem separaten Aggregat (Förderband) aufgebracht, oder mit speziellen Vorrichtungen zum öffnen der Bogen an (Schräg-)Fördertischen. Als Vorrichtung für die Integration in eine Falzmaschine zur Bogenverklebung (der Mailings) in (vor) den Falzwerken kenne ich kein (Heiß-)Leimauftrags-System, also kann ich nicht abschließend beurteilen wie gut oder schlecht dieses funktioniert . Ich weiß jedoch wie mühsam es schon ist, eine Falzmaschine mit Weißleim sauber und lauffähig zu halten, da mag ich mir gar nicht ausmalen wie das bei Heißleim erst ist.


    Würde mir also sehr gut überlegen, ob und warum Heißleim für Mailings verwendet werden soll, wenn es denn so ein System für die Falze überhaupt gibt.


    MfG



    PS.: Im Falle ihr da schon Angebote von (Heiß-)Klebevorrichtungen vorliegen habt und es hier posten willst/darfst, kann ich ja einen Blick zur “Bewertung“ darauf werfen.

  • Ich war vor kurzem mit meinem Vorgesetzten in Ludwigsburg, um mir dort einen Flexomailer von Heidelberg anzusehen. Der war mit einem Heißleimsystem zum Aufbringen einer Wiederanfeucht-Gummierung ausgestattet. Diese Gummierung konnte sehr dünn und in diesem Fall in einem 5mm breiten Steifen aufgetragen werden. Was ich nicht weiß ist, ob mit diesen Düsen auch eine "normale" Leimung hätte aufgetragen werden können.


    Ein weitres Heißleimsystem war nach dem zweiten Falzwerk posiitioniert. Dort wurde die Klappe mit Luft geöffnet, Leimpunkte zum Wiederverschließen aufgebracht und das ganze wieder geschlossen.


    Die Fragen zur Falzleimung sind mir leider erst nach dem Besuch dort gekommen. Werden wohl mit den Heidelzwergen nochmal eingehender über die Frage Heiß-/Kaltleim reden müssen, sollte es zu einem Kauf kommen.