Donnerstag 02 Mai 2024

Manuelle Klebebindung - lumbecken

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  • Hallo Profi-Buchbinder,
    ich bin zwar "nur" Amateur-Buchbinderin, aber ich hoffe, dass ihr mir trotzdem weiterhelft! (Ich hab das Buchbinden an der Kunstuni gelernt und mache das jetzt halb als Hobby, halb als Nebenwerwerb im Kunsthandwerksbereich).


    Ich hab eine Frage zum manuellen Lumbecken: Woran - außer an einer falschen Laufrichtung des Papiers - könnte es noch liegen, wenn sich der Buchblock nach dem Kleben wellt?


    Vielen Dank für eine Antwort!

  • Also ich gehe mal davon aus das du kein handgeschöpftes Büttenpapier verwendet hast (weil da gibt es keine Laufrichtung) oder das das Papier mit Kreidestrich behandelt wurde(dann müsste der aber Leim irre in das buchblockinnere laufen)......Ich behaubte mal einfach so das die Laufrichtung nicht stimmt....hast du denn überhaubt eine Probe zur Bestimmung der Laufrichtung durchgeführt (ich spreche mal die Biege oder Nagelprobe an) ......Für gewöhnlich wird der Drucker immer die Laufrichtung beachten(weil es gibt sonst unendliche "Passerdifferenzen" ) das einzige was ich mir vorstellen kann ist das du evtl. Bogen verarbeitet hast die z.B. als Din A5 Format im Deltafalz an der Offsetrolle gelaufen sind denn da ist die Laufrichtung quer........

    Einmal editiert, zuletzt von Pur-Schnüffler () aus folgendem Grund: Deltafalzprodukte werden generell bei uns immer mit Hotmelt oder Pur gebunden ,da kann von einem " Wellen "nicht die Rede sein.....

  • Vielen Dank für Eure Antworten!


    Erst mal eine Rückfrage:
    Bei welcher Luftfeuchtigkeit würde man denn von einer zu hohen sprechen?


    Zum konkreten Fall:
    Ich habe für eine Bekannte eine Studienarbeit gebunden (A4, ca. 1 cm Rückenstärke), die in einem Copyshop auf einem Farblaserdrucker gedruckt wurde. Von daher bin ich erstmal davon ausgegangen, dass die Laufrichtung des Papiers parallel zur langen Seite (also "richtig") laufen würde. Nagelprobe oder gar naßmachen ging nicht, weil ich kein zusätzliches Probeblatt hatte, sondern nur die Blätter, die ich binden sollte. Ich hab es mit Biegen probiert und war mir dann eigentlich sicher, dass die Laufrichtung stimmen müsste...


    Daher kommt es mir ja auch so merkwürdig vor, dass sich der Rücken gewellt hat. Könnte ich einen handwerklichen Fehler beim Binden gemacht haben, den ich nicht erkenne? Normalerweise bekomme ich das Lumbecken allerdings gut hin, also ohne Wellen... Oder liegt es in jedem Fall am Papier, wenn sich der Rücken wellt?



    Leider habe ich von Papierbestimmung nicht richtig viel Ahnung, ich weiß
    also nicht, ob es mit Keide gestrichen war oder nicht. Aber der Leim
    hat sich eigentlich "wie immer" verhalten und ist auch nicht
    ungewöhnlich tief in den Block eingezogen.


    Habt ihr noch eine Idee?

  • Wegen relativer Luftfeuchtigkeit schau mal nach im Forum Materialien" Wachsen des Papiers......" da hat der Kollege Leimbär einen detaillierten Bericht der Fogra uns zur Verfügung gestellt.......wegen deiner Wellenbildung da muss ich meine gestrige Aussage revidieren , ich vermute mal das du die Probleme bekommen hast weil es Drucke vom Farblaserdrucker waren bei deren Druck durchläuft das Papier Walzen die auf 180 Grad aufgeheizt werden damit der Toner vom Papier besser aufgenommen wird und es sind auch bestimmt besondere Papiere zum Einsatz gekommen......für die Zukunft würde ich dir empfehlen mal die Bogen vom Farblaserkopierer mit ins Badezimmer zu nehmen wenn du dir ein Wannenbad nimmst da müsste das Papier richtig gut Feuchtigkeit aufnehmen......

  • Hallo Navina,
    komme gerade aus dem Urlaub zurück, daher konnte ich nicht eher antworten.
    Die Laufrichtung war in deinem Fall wohl richtig. Laserbedrucktes Papier habe ich auch öfter zu binden und gerade bei DinA4 und Copyshop war die Laufrichtung bisher immer oki.
    Auch die Luftfeuchtigkeit glaube ich kann man in dem Fall vernachlässigen.
    Wichtig ist eher welchen Leim Du genommen hast und ob er ev. verdünnt oder sonst zu wässrig oder dünn war. Auch gibts da so manche Handgriffe die man nicht vergessen soll. z.B.: die frischgeleimten Blätter nochmal mit den Fingern etwas zusammendrücken und Gaze drüberkleben. Ganz wichtig ist, daß man den Buchblock nach dem Klebebinden ordentlich beschweren sollte und zwar so lange bis der Leim durchgetrocknet ist in der Regel reicht über Nacht, es sei denn die Luftfeuchtigkeit ist extrem hoch.
    Damit Dir der leimnasse Buchrücken nicht an den Pressbrettern festklebt kannst Du auch Backpapier dazwischenlegen :).


    So, vielleicht war Dir damit schon geholfen... :)

  • Hallo Navina,
    wie Papierfrau schon super erklärt hat liegts nicht an der Laufrichtung sondern eher am Leim am einpressen und evtl.der fehlenden Makulatur ( Abfallpapier in der selben Größe und Laufrichtung) nimm ruhig mal oben und unten je 1cm Maku und presse diese mit ein, die Heftgaze kannst du nach dem trocknen immer noch nachkleben wenn du das Vorsatz anpappst.
    Es wäre schön wenn du deinen Arbeitsablauf mal schildern könntest daran würden wir eher feststellen können was du in Zukunft richtiger machen könntest.


    Noch was geschichtliches zum "Lumbecken" soviel ich noch weis hat Herr Lumbeck in seiner Bücherei mit 2 Komponentenkleber gearbeitet und beim auffächern jede Seite mit einem anderen Kleber beschmiert, daher der Name "lumbecken", was eigentlich nicht mehr gemacht wird. Heutzutage verwendet man Dispersionskleber, evtl. noch Knochenleim im handwerklichem Binden und Hot Melt´s Kaltleim und PUR Leime in der Industrie in der maschinellen Feritigung.


    ich hoffe wir haben Dir weiterhelfen können.

  • Okay, dann will ich mal meinen Arbeitsablauf schildern, vielleicht kommen wir dann weiter :) ...


    Vorweg sei gesagt, dass ich leider keine professionelle Werkstattausrüstung zur Verfügung habe (weder Stockpresse noch so ein Gerät, in dem man den Buchblock beim Lumbecken legen kann - weiß den Namen gerade nicht). Nur einen Hebelschneider (Blockschneider) hab ich letztes Jahr bei ebay ersteigert. *freu*
    Aber trotzdem bekomme ich ja meistens eine Klebindung hin, die sich NICHT wellt - nur halt manchmal nicht...


    Zunächst Buchblock an allen Kanten vorsichtig aufstoßen, damit sich vorstehende Blätter in den Block schieben.
    Seite, die geleimt werden soll, im Blockschneider beschneiden, anschließend mit einem Cutter schräge Rillen in den Rücken hineinritzen.
    Buchblock dann in eine (selbstgebaute) kleine Presse einlegen, damit sich nichts verschiebt und der Buchblock mit der zu leimenden Kante nach oben gestellt werden kann.


    Die Kante jetzt etwas umbiegen, so dass sich die einzelnen Blätter etwas auffächern. Leim mit Pinsel dünn auftragen - quer zum Papier, nicht längst in Richtung der Blätter, damit nicht zuviel Leim zu tief zwischen die Blätter dringen kann. Zum Leimen nehme in Planatol BB unverdünnt.
    Nach dem Auftragen des Leims geleimten Rücken mit Daumen und Zeigefinder beider Hände zusammendrücken und von der Mitte nach Außen hin "gerade ziehen".
    - Da fällt mir ein, dass sich bei den Laserausdrucken dabei schon die Blätter "gesperrt" haben und sich nicht so gut zusammendrücken ließen, sondern an mehreren Stellen "aufgesprungen" sind und ich mehrmals alles festdrücken musste-


    Dann Block ausspannen und sofort zwischen zwei Brettchen und mit Karton dazwischen pressen (mache ich mit schweren Büchern - nicht optimal, an der Uni hatten wir dazu Lithographiesteine in verschiedenen Größen. Das war super, aber ich hab mir bisher keine besorgen können.)
    Beim Pressen lasse ich immer den geleimten Rücken etwa 5mm aus dem Brettchen herausstehen. Hab das so gelernt, aber vielleicht ist das ja nicht richtig und man muss den Rücken mit einpressen?


    Wenn die erste Leimschicht getrocknet ist, eine zweite Schicht etwas dicker auftragen (natürlich ohne auffächern des Rückens) und wieder pressen.
    Wenn die zweite Schicht Leim trocken ist, je nach geplantem Bucheinband entweder Gaze aufleimen oder einen Streifen Einbandleinen.


    So, ich denke, das war es. Was fällt Euch auf?
    Wie gesagt: MIt dieser Methode klappt es normalerweise ganz gut, nur halt im Fall der Laserausdrucke aus dem Copyshop nicht...


    Da fällt mir ein: Gibt es ein gutes (Lehr-)Buch für Handbuchbinder?


    Vielen Dank noch mal für Eure Hilfe!!!

  • Hallo Papierfrau, hallo Falzmaschine


    Ich hab jetzt noch mal Eure Anregungen durchgelesen und meine Beschreibung verglichen.
    Also ich würde jetzt sagen, es liegt daran, dass ich den Rücken nicht miteinpresse und dass der Pressdruck vielleicht zu gering war.
    Kann das sein?


    Das mit dem Backpapier ist ein guter Tipp, das werde ich mal probieren!

  • Also der Leim stimmt. Das "Sperren" bei manchen Blättern kommt manchmal vor. Vielleicht solltest Du versuchen die Blätter etwas weiter (breiter) aufzufächern. Könnte sein, daß sich da, wo es sperrt etwas zu wenig Leim befindet.
    Nach dem Geradeziehen gehe ich nochmal mit dem Pinsel längs über den Rücken und klebe dann die Gaze gleich auf. Aber die Reihenfolge so mancher Handgriffe lernt jeder anders - je nachdem wo der jeweilige Lehrmeister gelernt hat ..... *g*.
    Den Rücken 5mm überstehen lassen beim Pressen ist zuviel. Ca.1mm Überstand reicht oder eben den Rücken mit beschweren. 5mm ist oki nach dem Runden oder bei gehefteten Büchern. Beschweren bezw. pressen kannst Du auch mit Schraubzwingen oder Handklemmen aus dem Baumarkt.
    Neben dem von COSA erwähnten Standartwerk Wiese/ Bucheinband gibt es noch das "Fachbuch des Buchbinders" von Heinrich Lüers ( nur noch im Antiquariat). Letzteres finde ich für Handbuchbinder besser, weil die Arbeitsschritte genauer erklärt werden.
    Außerdem interessant: Heather Weston: Buchbinden - vom Handwerk zur Kunst Schritt für Schritt zum eigenen Buch. Annie Persuy: Handbuchbinden in Frankreich .

  • Hallo Navina,
    ich bin der selben Meinung wie Papierfrau, würde aber noch folgendes hinzufügen: wenn Du die losen Blätter auffächerst solltest Du auf zwei seiten fächern, wenn Du jetzt vorne und hinten Makulatur aufgelegt hast würde die Wellung nur in den Makus sichtbar wenn du die dann wegschneidest haste nen schönen geraden Rücken, knapp einpressen in Schraubzwingen zwischen 2 Brettern, Heftgaze kann auch gleich angepappt werden. Der Vorteil der Makulatur ist der Schutz der ersten beiden Seiten und oder der Vorsätze. Wichtig bei Arbeiten mit Leim: man sollte sich nicht zu lange Zeit lassen wenn was angeschmiert wird, desto länger nicht geprest wird desto mehr Feuchtigkeit kann in die Blattkannten eindringen.
    Bei uns an der VHS gibts nen Kurs für "Hobbybuchbinder" die ihren Schülern folgendes Buch anbieten: Buchbinden und Papparbeiten von Friethold Morf und Eva - Maria Leszner ISBN: 3-473-43126-5

  • Also vielen Dank für Eure Anregungen und Ideen. Ich werd dann mal eine "Versuchsreihe" starten und Eure Tipps ausprobieren.
    Danke auch für die Buchtipps. Da wird mir das eine oder andere auch weiterhelfen. :thumbsup:

  • Hallo,



    möchte auch noch gern paar Anregungen dazu geben,



    als 1. ist das durch einen Farblaserdrucker gegangen, das Papier muss kein lasergeeignetes sein davon sollte man nicht ausgehen.


    Auf jeden Fall ist bei diesem Vorgang dem Papier Feuchtigkeit entzogen worden, wenn du nun Leim drauf machst wird die Feuchtigkeit dem Leim entzogen und geht ins Papier. Abhilfe schafft man nur indem man das Papier in einen Raum legt um das Papier 1-2 Tage zu aklimatiesieren, nicht auf einen Heizung legen.



    als. 2. sollte man den Buchblock und die geleimte Kante gut pressen nach dem Leimen, am besten mit 2 Holzplatten oben und unten und dann mit Schraubzwingen fest zusammendrücken.