Sonntag 28 April 2024

Flexible Überzugsmaterialien

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  • Hallo allerseits,


    mein Stapel an Buchblöcken wächst um in der kalten Zeit was zu tun zu haben. :)


    Ich will ja neben dem bekannten Papierüberzug mit Ledereinband und Leinen arbeiten.

    Im Netz und im Regal finden sich ja herrliche Einbände, die nicht nur eben sind sondern räumliche Höhen und Profilierungen haben. Diese sind üblicherweise mit Leder bezogen, da dieses vermutlich die nötige Flexibilität mit sich bringt. Gehe ich richtig in der Annahme, dass kein anderes Überzugsmaterial diese Möglichkeiten besitzt?


    Als Orientierung hier ein Link mit einem willkürlichen Buch dieser Art.


    https://alexlibrisbookart.com/


    Danke und Gruß!

  • Hallo!

    Wenn man keine dreiteilige Decke macht und den Bezugsstoff fest mit dem Rücken verbindet ist Leder schon eine gute Wahl. Ich kenne nur Leder. Die Erhöhungen kommen eigentlich die die runden Schnüre (echte Bünde) auf die geheftet wurde. Edle Bücher sind aber zwischen den Schnüren wieder gerade, bzw. glatt. Wichtig ist dann auch, dass bei der Verarbeitung von Leder fast immer Kleister verwendet wird. Sonnst gibt es Flecken. Ich würde sagen überall dort wo das Leder geschärft, also verfüngt wurde und bei allen Einschlägen. Ich glaube nicht, dass die Bücher auf den Fotos echte Bünde besitzen. Die werden sehr dünnes Leder wie Leinen verabreiten.

    Wird eine dreiteilige Decke gemacht, kann man ja auch den Pappstreifen irgendwie bekleben und somit eine Erhöhung vortäuschen. Dann werden auch Buchbinderleinen oder Kunstleder als Bezugsmaterial funktionieren. Ich würden aber nicht mehr als 2 mm aufmogeln. Wenn es sehr klare Konturen geben soll würden ich mir aus harten Pappresten eine Negativmatrize machen und die Decke in der Presse trocknen lassen. Der Vorteil dieses Weges ist, dass man die Decke vor dem Einhängen wunderschön und ganz einfach prägen kann. Gerade Dekorlinien, die Blindprägungen wie in den Fotos und der Titel sind ruckzuck gemacht.

  • Hallo und vielen Dank für deine Antwort!

    Das mit den echten Bünden ist mir bekannt und das will ich dieses Mal auch versuchen.


    Du hast Buchbinderleinen erwähnt. Ist das Gewebe tatsächlich elastisch und lässt sich ohne Falten an solche Konturen anpassen?

    Wir Leinen eigentlich auch mit Kleister befestigt oder nehme ich hier Leim?

    Danke!

  • Doch, das geht auch mit Buchbinderleinen. Ich habe mal bei einem Ordner so eine Unterlegung mit Buckram gefertigt.

  • Mit Leder geht das am einfachsten weil das eben so elastisch ist. Mit unkaschiertem Stoff geht das auch, aber man muss höllisch aufpassen dass es keine Falten gibt. Auch mit Papier sollte das klappen, aber das ist noch doofer. Hier geht das bei fülligem Papier mit viel Druck als Blinddruck.

    Leder geht da viel bequemer wenn man mal vom Schärfen absieht.

  • Du hast Buchbinderleinen erwähnt. Ist das Gewebe tatsächlich elastisch und lässt sich ohne Falten an solche Konturen anpassen?

    Wir Leinen eigentlich auch mit Kleister befestigt oder nehme ich hier Leim?

    Wenn der Absatz nicht zu hoch ist, oder die Form nicht zu fein ist funktioniert das schon. Wenn wir eine Decke machen legen wir das Leinen ja auch in das Gelenk zwischen dem Deckel und dem Pappstreifen für den Rücken. Und am Einschlag sehen wir dann welches Leinen sich besser ziehen und schieben läßt und welches Leinen Knicke verursacht. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Pappenstärke der Deckel.

    Das mit den echten Bünden ist mir bekannt und das will ich dieses Mal auch versuchen.

    Die Bücher auf den Fotos haben mit Sicherheit keine echten Bünde. Das ist Industrieware im Hollywood-Stil. Es soll gut aussehen um sich einfach verkaufen zu lassen. Echte Bünde sind eine andere Welt. Der Rücken wird unvergleichlich steifer als bei einer dreiteiligen Decke und es ist richtig Arbeit.

    Mit Leder geht das am einfachsten weil das eben so elastisch ist. Mit unkaschiertem Stoff geht das auch, aber man muss höllisch aufpassen dass es keine Falten gibt. Auch mit Papier sollte das klappen, aber das ist noch doofer. Hier geht das bei fülligem Papier mit viel Druck als Blinddruck.

    Ja, das ist richtig. Solange man kein chromgegerbtes Leder für Polsterer verarbeitet ist Leder viel schmiegsamer und deshalb eigentlich einfacher.

    Unkaschierten Stoff habe ich nur selten verarbeitet. Da habe ich mir immer selbst ein Papier aufkaschiert. Mit Ipacollan D04D geht das ganz gut. Der Klebstoff wird auf das Trägerpapier aufgestrichen und trocknen gelassen. Dann wird der Stoff aufgebügelt. Ohne Trägerpapier hätte ich viel zu viel Angst, dass der Leim durch den Stoff saut und Flecken verursacht.

    Ja, Papier würde ich nur bei geringen Höhenunterschieden versuchen. Das Papier muss dann sehr feucht sein und reißt zu schnell ein.

    Ein anderer Punkt ist dann auch noch das Anreiben um schöne Konturen zu erzeugen. Ich würde da erst einmal etwas üben. Die spiegelnden glatten Linien durch starkes Reiben mit dem Falzbein sind nicht so schickt. Wie Theo schon schrieb - Leder hat Vorteile!

  • Vielen Dank derweil!


    Buntpapier: Du schreibst, chromgegerbtes Leder ist zu steif. Ich kenne mich mit Leder bisher noch recht wenig aus. Wie nennt sich die Gerbungsmethode für elastisches Leder? Handelt es sicher hier um naturgegerbtes Leder?


    Danke und schöne Grüße!

  • Ich würde einfach Leder bei den üblichen Buchbindereibedarfsläden kaufen. Das wird der einfachste Weg sein.

    Ich hatte das nur geschrieben weil man ja auch altes vorhandenes Ledes wiederverabreiten kann. Und das Leder vor der alten Polstergarnitur eignet sich nicht so gut. Ich habe das mal versucht und bin nicht glücklich geworden.

    Es gibt dazu eine gute Internetseite "Lederpedia.de". Und dann den Begriff "Buchbinderleder" suchen.

    Buchbinder verwenden (glaube ich!) lohgare Leder. Aber wenn man eine Oasenziege kauft kann man schlecht dorthin fahren und nachsehen was die Leute da so machen.

  • Ich kaufe mir Leder eigentlich nur noch bei einem Lederhändler. Da kann man das anfassen.

    Wichtig ist, wie dick das ist und wie gut es anfühlt. Wenn es 1.5 mm dick ist, dann musst du nicht so viel schärfen.

    Ziege ist gut, Schaf wie Gummi und Rind oder Schwein seeehr zäh und meist zu dick.

    Aber testen muss sein.

    Such mal einen Lederhändler in deiner Nähe.

  • Titelleder ist da gut geeignet. Muss man zwar bisserl vorsichtig sein, damit es nicht einreisst, aber die Konturen kommen gut raus.

    Für das, was ihm da vorschwebt, ist das vermutlich zu fragil. Außerdem ist das noch mal teurer.

    Hab mir die Seite mal angesehen, die ihm da so inspiriert - das sind ja Holzbände. Zumindest bei einem ist geschnitztes Relief aus Holz aufgelegt.

    Für solche Folianten nimmst du am besten Schweineleder, denn das kannst du punzieren, schnitzen oder mit heißen Stempeln bearbeiten.

    Da kannst du wirklich das alte Sofa zerschneiden. :)

    Unterlage ist da dann auch wirklich Holz. Klein sollte mit so einem aufwendigen Einband, der so dick (das ist 1 cm! ohne Auflagen) aufträgt, nicht sein. Da denke ich ist A4 die richtige Größe.

    Zum Üben von all den schönen Techniken ist so was schon gut. Macht auch was her, wenn nicht so überbordend verziert ist.