Samstag 27 April 2024

Hauptschule, Realschule oder sogar Abitur?

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  • Viele Betriebe suchen jedes Jahr aufs Neue, händeringend neue Azubis im Bereich der Druckweiterverarbeitung. Einige Firmen tun sich allerdings schwer, mit der Auswahl des „Nachwuchses“.


    Die Bewerbungen die da zum Teil auf den Tischen der Personalabteilung, oder anderen zuständigen Bereichen landen, sehen zum Teil katastrophal aus. Nicht nur von der Optik und der Rechtsschreibung, sondern auch der Lebenslauf und das Zeugnis ist ein häufiger Anlass zur direkten Absage.


    Leider ist es deshalb so, dass Bewerber mit der besseren Schulbildung häufig eine bessere Chance auf den Ausbildungsplatz haben.


    Mir ist die Schulbildung im Endeffekt egal. Wichtig ist mir persönlich, dass die neuen Azubis folgende Eigenschaften mitbringen.


    - Die Grundrechenarten sollten beherrscht werden
    - Die neuen Azubis sollten des Lesens und Schreibens mächtig sein
    - logisches Denkvermögen sollte vorhanden sein
    - Zuverlässigkeit/Pünktlichkeit
    - Belastbarkeit
    - Interesse am Berufsbild
    - handwerkliches Geschick


    Bei uns im Betrieb muss vor der eigentlichen Einstellung immer ein Praktikum abgeleistet werden. Dort sieht man dann schon ganz gut wen man eventuell gebrauchen kann und wen nicht.


    Wie seht ihr das?

  • Im Endeffekt ist die Schulbildung wirklich egal, solange die o.g. Eigenschaften erfüllt werden.
    Ob mit oder ohne Abi ist doch wurscht in unserem Job.
    Ich bin damals mit 16 in die Lehre gegangen und hatte mit 19 meinen Arbeitsvertrag in der Tasche.
    Die Azubis, die nach mir kamen und zum Teil Abi hatten stehen heute genauso da wie Ich-wenn nicht sogar schlechter weil Ich ja drei Jahre "Vorsprung" habe.

  • Nun ja,wegen der Schulbildung....wäre ich verantwortlich für Auszubildene,würde ich z.B.über Rechtschreibschwächen darüber hinwegsehen ...Legasthenie hat nichts mit IQ zu tun....aber wir hatten in der Vergangenheit so einige Kandidaten gehabt wo auf deren Zeugnis (Hauptschule) die beste Note eine 4 war, dementsprechend war auch deren Arbeitsmoral.... bei uns gibt es ,wenn sich Kandidaten bewerben einen Test in Sachen Allgemeinwissen ....nur mal ein negatives Beispiel....wie hieß der der erste Mensch im Weltraum ...ein Spezi hatte doch tatsächlich "Clint Eastwood" genannt anstatt Juri Gagarin.....und da gab es wirklich haarsträubene Ergebnisse in anderen Fragebereichen!

  • z.B.über Rechtschreibschwächen darüber hinwegsehen ...Legasthenie hat nichts mit IQ zu tun....

    Da gebe ich Dir absolut recht! Mein Sohn hat eine Rechtschreibschwäche und ist trotzdem auf dem Weg zu seinem Abitur.
    Und ich denke, daß Rechtschreibkenntnisse in unserem Beruf nicht so wichtig sein sollten. Denn diese Kenntnisse gehören
    ja eigentlich eher in die Vorstufe. In der Buchbinderei sollte man nicht mehr Korrekturlesen müssen!
    Habe zwar selber Abi (und auch sehr gute Rechtschreib-Kenntnisse), denke aber, daß das wirklich nicht erforderlich sein sollte.
    Allerdings hatten in meiner Berufsschulklasse (Ausbildung zum Drucker) damals auch fast alle Abi. Ich finde auch, daß ein 1-2wöchiges
    Praktikum weit mehr über einen Bewerber aussagt, als jede Schulnote.
    Hatte damals auch Glück, was meine Schulnoten anging:
    Hatte im Abschluß-Zeunis in Mathe 1 Punkt (=5-!!!), mein Ausbilder dachte aber, daß es sich um die Schulnote 1 handelt. Aber ehrlich
    gesagt, brauchte ich die Integralrechnung aus Klasse 13 auch nicht wirklich für meine Ausbildung. Ein Stück Dreisatz und ein klein wenig
    logisches Denken reichen dabei doch völlig aus. Und das kann auch nahezu jeder Hauptschüler spätestens nach der 8. Klasse.

  • Der Bewerber mit allgemeiner Hochschulreife hat gegenüber seinen geringer qualifizierten Mitbewerbern sicherlich die besten Chancen auf einen freien Ausbildungsplatz.
    Jedoch ist es tatsächlich so,dass in den meisten Fällen der Abiturient anfangs relativ unbeholfen und überfordert zu Werke geht,da er schließlich 12 oder 13 Jahre nichts anderes gemacht hat als zu pauken.
    Wenns um handwerkliche Dinge geht oder es darum geht "richtig mit anzupacken fehlt" im oft das nötige Geschick,da er es schließlich nie beigebracht bekam.
    Erfahrungen in Kurvendiskussionen oder in Wahrscheinlichkeitsrechnungen sind in unserem Berufsfeld eben nicht gefragt.Jedoch ist dies nur eine Erscheinung der Anfangsphase und auch er sollte sich nach einer bestimmten Zeit daran gewöhnt haben.


    Dass jetzt Unternehmen hingehen und sich gezielt nur nach sehr gut qualifizierten jungen Leuten umschauen , ist auf Dauer gesehen nicht der richtige Weg um erstens mehr Auszubildende zu gewinnen und zweitens das Berufsfeld interessant und lohnenswert zu machen.
    Bewerber mit geringerer Qualifikation schreckt dies natürlich auch ab.


    Und letztendlich sollte ein guter Gesamteindruck entstehen und dies kann nur durch ein Praktikum geschehen.Dort erkennt man dann nämlich die schon so oft erwähnten guten und schlechten Eigenschaften und man merkt ob jemand das "Zeug" zum Buchbinder hat.

  • .nur mal ein negatives Beispiel....wie hieß der der erste Mensch im Weltraum ...ein Spezi hatte doch tatsächlich "Clint Eastwood" genannt anstatt Juri Gagarin.....und da gab es wirklich haarsträubene Ergebnisse in anderen Fragebereichen!


    Traurig? = Ja
    Für die Ausbildung zwingend notwendiges Wissen? = Nein


    Aber ich gebe Dir schon recht. Sowas schreckt dann im ersten Augenblick schon ab. ;(

  • Nun ja Cosa,da gebe ich dir Recht...für einen Buchbinder spielt es letztendlich keine Rolle wer als erster im Weltraum war aber der Punkt ist in Sachen Allgemeinbildung ist es schon etwas bitter......

  • Ist sehr interessant, hier eure Meinungen und Einschätzungen zu lesen. Glücklicherweise habe ich inzwischen ein gutes Abitur, auch wenn ich zunächst nur auf die Realschule gegangen bin. Die Sache mit der Arbeitsmoral kann ich ebenfalls gut nachvollziehen.

  • Hallo KurttMegs!


    Das Abitur ist natürlich gut, da gibt es nichts zu sagen.
    Ich habe nur Hauptschulabschluss und die Schule war so miserabel, das ich im Prinzip in 8,5 Jahren nur die Grundrechenarten und die Prozentrechnung gelernt habe. Das war's wirklich.
    Über 40 Jahre später habe ich 2 ½ Berufe gelernt und spreche zum Deutsch vier weitere Fremdsprachen. Im Moment verdiene ich mehr als einige Diplom-Ingenieure in "unserer" Firma (nicht weiter sagen). Zurzeit lerne ich, wenn ich dann Zeit habe, Latein. Und auf einmal stelle ich fest, dass ich in der Hauptschule im Deutschunterricht nur Blödsinn gelernt habe. Ich denke da ist dann Abi besser. Da hast Du schon etwas Glück im Vergleich zu mir.


    Aber die Quintessens ist, dass das Leben nicht mit 20 oder 25 endet. Wer will kann viel ändern. Wer einen wachen Geist hat weiß, dass er noch an seinem letzten Tag lernen kann und sollte.


    Buntpapier

  • Was ist Abitur ?
    Mal ehrlich Leute , ich muss mich hier Buntpapier anschließen . Habe auch nur nen Hauptschulabschluss ,weil mir so manche Vorteile die andere hatten verwehrt blieben . Aber zwei abgeschlossene Lehren und ein paar Fortbildungen machen das denk ich wieder weg . Ich denke wenn die Jugendlichen etwas Unterstützung und eine Chance bekommen zu zeigen was sie können und wirklich Spaß am Beruf finden sowie die "Schlüssel-Qualifikationen " die COSA nannte mit bringen ist der Rest egal .

  • Hallo,


    aa stimme ich euch natürlich voll und ganz zu. Ein Abitur bedeutet zunächst einmal gar nichts. Eines der besten Beispiele ist mein Nachbar, der kam als Einwanderer nach Deutschland und spricht unsere Sprache bis heute nicht annähernd perfekt. Weil er am Arbeitsmarkt so gut wie keine Chance hatte, machte er sich selbständig und ist heute richtig gut im Geschäft und viele beneiden ihn sogar.


    Andererseits bietet das Abi natürlich auch Möglichkeiten, wie beispielsweise ein Studium zu beginnen. Genau das ist es, welches für mich die Situation so schwierig macht. Auf der einen Seite könnte ich erstmal ein Handwerk erlernen, auf der anderen Seite aber auch einen Studienabschluss machen, der mir insgesamt wohl mehr Türen öffnen kann. Medienmanagement (vor allem an der MHMK ) ist zum Beispiel solch eine Sache. Irgendwie reizt es mich schon, zumal so ein Bachelor relativ schnell gemacht ist.


    Aber ich will mir Zeit lassen und habe mich jetzt zum Wintersemester noch nicht beworben und ich fange auch keine Ausbildung an. Ein halbes Jahr werde ich zunächst arbeiten, um somit die Kasse aufzufüllen und für die Ausbildungszeit (egal in welcher Form sie dann erfolgt) auch wirklich gewappnet zu sein. Eure Meinungen würden mich aber trotzdem interessieren.


    Danke und schönes Wochenende!
    Kurt