Sonntag 28 April 2024

Arbeitssicherheit

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  • Heute will ich mal ein wenig ausholen und über das schöne Thema der Arbeitssicherheit philosophieren. Ich denke es sollte klar sein das
    unsere eigene Gesundheit vor den Interessen des Arbeitsgebers steht. Trotzdem kann ich immer wieder beobachten, dass Wartungs-, Reinigungs- und Einstellarbeiten an laufenden Maschinen durchgeführt werden um Zeit zu sparen.


    Da werden dann schon mal gerne Seitenanschläge, Federn und Speedrollen bei laufender Falzmaschine nachjustiert, oder sogar der
    Drahtvorschub an Heftköpfen bei fliegenden Heftschlitten verstellt. Das ganze bei Geschwindigkeiten bis zu 7000 Takten. Glaubt Ihr nicht? Alles schon gesehen und teilweise selber gemacht. Da fragt man sich im Nachhinein was das eigentlich soll.


    Klar, jeder von uns in der Druckweiterverarbeitung steht momentan mächtig unter Druck. Das geht ja nicht nur vom Arbeitgeber aus,
    sondern auch vom Lieferanten der schon an der Lagerampe wartet, die Versanstussi die Druck macht, vielleicht hat der Kunde auch schon zwei mal angerufen und wartet auf Seine Broschüren, weil er gleich ein wichtiges Meeting hat, wo die Imagebroschüren gebraucht werden und, und, und.


    Ich weiß auch das manche Arbeiten bei laufender Maschine am besten zu bewerkstelligen sind. Beispielsweise das Einstellen der Einlaufwalzen bei einer Falzmaschine, oder die oben genannten Seitenanschläge im Kreuz bzw. Dreibruchbereich. Diese Dinge sind sicherlich auch fragwürdig und definitiv nicht erlaubt, schätze ich aber nicht als so eklatant gefährlich ein.
    Rollerfahren auf dem Hubwagen lasse ich mal ganz außen vor. :whistling:


    Aber irgendwo sind halt grenzen und man sollte wirklich genau überlegen ob solche Sachen wirklich notwendig sind.


    Ich meine einfach an dieser Stelle ist ein Umdenken gefragt. Einfach mal alles ein bissel lockerer sehen und die Karre anhalten,
    vernünftig eistellen und weiterfahren. Lieber ein wenig Stress mit dem Chef als einen abben Arm

  • Öhem ,bei euch gibt es wohl euch keinen Corona-Binder von Müller-Martini ...dann versucht doch mal Broschuren mit nem 100 Gramm Umschlag zu verarbeiten bei 10000 Takten......bei uns ist die Klappe sehr oft auf (wegen 6:41.07 fehlender Umschlag).....ich weiss das es verboten ist,aber wenn du die 20 kg schwere Verkleidung manchmal 30 -mal in der Stunde nach oben reissen musst,dann besorgst du dir halt ganz schnell nen Blindstecker......

  • Richtig, bei uns gibt es keinen Corona-Binder. Spielt hierbei aber auch absolut keine Rolle. Wenn Du meinen kleinen Bericht ausführlich gelesen hast und davon gehe ich aus, dann ist dir sicherlich auch nicht entgangen, das es mir hier ums Prinzip geht.


    Es gibt immer wieder Aufgaben in vielen Bereichen der Druckverarbeitung bei denen es bequemer ist Sicherheitseinrichtungen zu umgehen, oder sie sogar komplett lahmzulegen.


    Weitergehend gehe ich davon aus, das du mit deinen fast 50 Jahren schon einige Jahre an Erfahrung in unserem Bereich sammeln durftest.


    Sicherlich hast du auch schon den einen oder anderen kleineren Unfall im Betrieb beobachten können. Eine kleine Quetschung durch irgendwelche Transportrollen, einen kleinen Bruch durch Falzwalzen eine kleine Verbrennung durch Schweißstempel…alles nicht dramatisch, oder? Hattest du auch schon einen kleinen Unfall? Nein? Glück gehabt!


    Wie dem auch sei. Ich kann dein Verhalten am Klebebinder durchaus nachvollziehen. Allerdings meine ich, und darauf wollte ich anspielen, das mache Leute gewisse Dinge erst dann abstellen wenn etwas passiert ist.

  • Die Aktionen die ich am Corona oder am Zenith veranstalte (ich mein das Überbrücken der Sicherhaltsschalter) mache ich bestimmt nicht weil ich lebensmüde bin....aber Fakt ist wenn du z.B. am Zenith (is´n Dreimesserautomat von MM ) stumpfe Messer drinn hast dann musst du halt Mass "c" 2 mm kleiner angeben damit das Vordermesser die Produkte halt nicht verrutscht ...und das kann mann am besten halt beobachten wenn man einen Blindstecker aktiviert und man die Klappe aufmacht .....ich weiss sehr wohl das ich bei solchen "Aktionen" auf dem Vulkan herumtanze......

  • Wie gesagt. Ich kann das alles nachvollziehen. Und ich denke auch das du die Gefahren, den du dich aussetzt, durchaus einzuschätzen weißt. Ich persönlich mache in der Firma auch ein paar Dinge die nicht ganz koscher sind. Aber auch wirklich nur dann wenn es anders absolut nicht zu händeln ist. Richtig drastisch wird es aber dann, wenn man anderen, insbesondere Lehrlingen, genau dieses Verhalten vorlebt. Da platzt mir dann wirklich der Arsch! Sich selber einer Gefahr auszusetzen ist ein Sache, aber das steht schon wieder auf einem ganz anderen Blatt.


    Nicht falsch verstehen. So schätze ich dich nicht ein, Pur-Schnüffler.


    Was hier noch gar nicht angesprochen wurde, ist natürlich auch die Rechtliche Seite. Passiert wirklich mal was und ich habe vom Ausbau oder Überbrücken irgendwelcher Schutzmechanismen gewusst, bin ich als Abteilungsleiter ja auch belangbar.

  • hehe,das mit der rechtlichen Seite....das weiss ich das ich auf der falschen Seite stehe ,aber man macht es halt.....

  • Bei uns sind Europaletten vor dem Sammelhefter gewesen, damit wir Frauen uns nicht so recken brauchten.
    Das heißt aber auch, das wenn wir alleine einlegen und abnehmen die Euro rauf gehen, einlegen, Euro runter gehen abnehmen, Euro rauf einlegen, Euro runter abnehmen.
    Das durften auch diejenigen machen die nach Ihrem Urlaub ein wenig zu gelegt haben....Haha..
    Bei mehreren Anlegern haben wir auch Helfer da zu bekommen.
    Immer eine Frage ob man es schaft oder nicht.....

  • Super workout,


    macht nen knackigen Po:))


    ich sag da immer zu unseren MA wenn sie jammern:da brachst schon net ins Fitnesstudio gehn nach der Arbeit:))

  • Und wenn Du als Frau noch am Rüttler stehst, hast Du auch die anderen Partien gestrafft.......

  • Alles schön und gut für Bauch, Beine, Po aber wie sieht es mit der Arbeitssicherheit aus?


    Wenn bei uns einer auf einer Palette steht bekommt er gleich einen Anpfiff, zum Glück ist der ST 400 nicht zu hoch und daran können auch kleinere Mitarbeiter die Bogenteile einsetzen.

  • Zitat

    Wir haben bei uns auch Europaletten vor dem Sammelhefter



    Wie sieht es bei euch mit Schnittschutzhandschuhe beim Messerwechsel und Arbeitsschuhe aus?



    PS.: Alles Gute zum Geburtstag.

  • Hehe,wir sind Buchbinder und keine Schlachtergesellen....nein im Ernst,ich finde diese Handschuhe auch nicht schlecht aber wir haben sie auch nicht bei uns im Betrieb....ausserdem wenns jemanden erwischt sagt man ihm das es eh ungeschicktes Fleisch war was er verloren hat.....

  • Wir hatten so etwas auch nicht.
    Das war dann immer gaaaanz vorsichtig und ein Paar Lappen dazu nehmen.
    Zu zweit war das auch immer gut.
    Der eine hielt der andere schraubte.


    In der alten Firma sind viele mit Schlappen zur Arbeit gekommen und hier gibt es wenigstens Sicherheitsschuhe.

  • Wir hatten mal einen Maschinenführer der sich durch den verwendeten Lappen beim einbau geschnitten hatte das Resultat daraus war: wir mußten von der Berufsgenossenschaft und unseren Sicherheitsbeauftragten welche einsetzen, war aber noch zu Müller-Martinizeiten.


    Mittlerweile werden bei uns Schnittschutzleisten verwendet und es wird immer zu zweit gewechselt.


    Am Planschneider wird mittels Absperrband abgesperrt.


    Sicherheitsschuhe werden generell in der Technik getragen darauf achte ich schon denn mir wurden mal die Gabeln des Staplers auf die Füße abgelassen.

  • Erst muss was passieren, dann kommt der Sicherheitsbeauftragte und dann noch die Berufsgenossenschaft, habe vor ca. 8 Jahren mich am Messer des Dreimesserautomat am Daumen geschnitten.


    6 Stiche genäht ;( und drei Wochen daheim, danach haben wir nur noch mit Handschuhe Messer gewechselt.


    Egal ob es am Sammelhefter, Binder oder Schneidemaschine ist, es macht immer nur eine Person.

  • Hatte so etwas ähnliches, drei Stiche aber am nächsten Tag wieder auf der Firma.Mpf...

  • Kenne Buchbinder der mit 3 Finger 5 Bier bestellen kann "Wohlenberg Dreischmesserautomat"

  • Möchte mich auch mal zum Thema Arbeitssicherheit äußern.


    Also bei uns sind Sicherheitsschuhe pflicht.


    Messerwechsel: Handschuhe sind vorhanden, werden aber nicht genutzt. Messerschutzleisten werden verwendet.


    An den Falzmaschinen ist der Schutzschalter am 2. Kreuzfalzwerk überbrückt um während des laufens verstellungen machen zu können.


    Da bei uns in nächster Zeit eine Prüfung ansteht wollte ich mal die Abteilungsleiter etc. fragen ihr schon mal eine Gefährdungsbeurteilun g der verschiedenen MAschinen vgemacht habt.


    Gruß ALEX

  • Hallo Alex!


    Die Sicherheitsschuhe sind löblich. Ich trage sogar wenn ich zu hause arbeite (Möbel bauen etc.) immer Sicherheitsschuhe.


    Die Messerwechsel-Handschuhe sind doch nicht schlecht. Wenn ich Messer wechsle, was an den Schneidemaschinen ja normal ist, benutzt ich die Handschuhe gern. Besonders wenn ich das Messer vor dem Einsetzen reinige. Irgendwie putze ich doch immer wieder parallel zur Schneide und nicht nur dann sichern mich die Handschuhe ab.


    Einen Schutzschalter würde ich nicht überbrücken. Ich weiß das ist leicht gesagt. Aber es gibt zwei Gründe die für Sicherheitseinrichtungen sprechen:
    Stell Dir vor Dein Kollege sitzt in der Klemme und Du musst die Maschine wirklich schnell abschalten. Du siehst den Schalter – aber der geht nicht. Was machst Du? Na klar - Du steckst Dir erst einmal eine Zigarette an, lässt Deinen Kollegen zappeln und suchst in Ruhe den nächsten Stopp-Schalter????? In diese Situation möchte bestimmt keiner kommen. Ja, das ist überspitzt dargestellt aber Sicherheit ist die Summe der leider blöden Erfahrungen. Und ich könnte hier vom Leder ziehen……. Aber das machen wir ein anderes Mal wenn wir allein sind.
    Der zweite Grund sind die Fragen nach dem Unfall. Jeder Bediener muss heutzutage an einer Maschine eingewiesen sein. Er hat die Bedienungsanleitung (zum Beispiel einer Falzmaschine) zu lesen und zu verstehen. Abgesehen davon, dass das zu wenige Bediener machen fragt nach dem Unfall keiner danach was man nicht gemacht hat. Ich schreibe das aus einem bestimmten Grund. In der Betriebsanleitung gibt es die Kapitel Sicherheit und Restrisiko.
    Was passiert nach einem Unfall? Es wird IMMER ein Schuldiger gesucht. Und die kleinen Leute (also wir) haben es oft schwer uns zu wehren.
    „Sie wussten doch“, „das ist doch verboten“, „selbstverständlich“, „das weiß doch jeder“, „leichtsinnig“, „fahrlässig“ und was weiß ich was es für schöne Argumente es gibt. Und alle Argumente die noch kurz vor dem Unfall sehr wichtig waren sind urplötzlich wie weggeblasen. Und plötzlich will keine auch nur im Ansatz über unsere Zwangslagen reden. Also schütze Deine Haut. Und wie gesagt zweimal. Einmal das es kein Unfälle gibt und einmal das Du nicht der Dumme bist


    Seit einigen Jahren hat der Gesetzgeber die Situation etwas geändert. Früher waren regelmäßige Prüfungen modern. Darüber haben sich einige Firmen / Leute aufgeregt. Denn festgeschriebene Prüfintervalle (nehmen wir als Beispiel 3 Monate) berücksichtigen ja nicht die wirkliche Maschinenlaufleistung (eine Stunde pro Tag oder 7 Tage pro Woche in 3 Schichten). Also schreibt der Gesetzgeber heute eine Gefahrenanalyse vor. Das ist nichts anderes als die Verantwortung abzuschieben. Der Betreiber von Maschinen soll selbst entscheiden was er für wichtig hält. Und dann soll der Betreiber (oder dessen Beauftragter) die Verantwortung übernehmen!?!?!?
    Eine korrekte Gefährdungsanalyse ist gar nicht so einfach. Hierfür gibt es komplexe Regelwerke. Die Berufsgenossenschaften helfen mit Zeitschriften, dicken Büchern und Kursen. Der Aufwand ist für eine kleine Firma die keinen Vollzeit-Sicherheitsbeauftragten hat sehr groß.
    Es gibt aber eine sehr gute Alternative zur Abkürzung und Vereinfachung. Für alle Maschinen und Geräte gibt es Empfehlungen der Hersteller was in Hinsicht auf dauerhafte Sicherheit zu tun ist. Nehmen wir nur ein Beispiel: Hydraulikschläuche sind nach 5 oder 6 Jahren (müsste ich nachlesen) zu tauschen. Das MUSS auch so in der Betriebsanleitung stehen. Leider sind viel Informationen hinter Nummern (zum Beispiel EN1010 für Papierschneidemaschinen) versteckt. Hier hilft oft das Internet weiter.
    Die Hersteller beantworten sicherheitstechnische Fragen zwar ungern, denn das kostet nur Zeit und ist politisch unbeliebt. Aber es gibt auch Verpflichtungen denen die Hersteller nachkommen müssen. Zum Beispiel die europäischen Maschinenbaurichtlinien. Und darin ist auch die Sicherheit enthalten. Fragen ist immer gut.
    Also ich würde mir zuerst überlegen welcher Maschinen und Geräte mich überhaupt betreffen. Dann würde ich mich fragen in welchem Zustand diese Dinge sind. Es gibt ja Offensichtliches (wie einen Stopp-Schalter) der zu reparieren ist, wirklich! Wenn es an Informationen oder Unterlagen fehlt kannst Du dann die Hersteller oder die Berufsgenossenschaft fragen.
    Schon das Wort "Berufsgenossenschaft" ist für viele ein Alarm-Signal. Ich antworte mit: Jein!. Es kommt darauf an wie man so etwas angeht.


    Buntpapier

  • Nicht nur für Alex!


    Ich habe in den letzten Wochen einige Leute in meinem Umfeld (Servicetechniker für Sammelhefter, Klebebinder, etc.) gefragt. Es gibt für die Schneidemaschinen (hatte ich schon geschrieben) spezielle Prüfungen. Bei den anderen Maschinen gibt es so etwas wohl nicht. Hier gelten die allgemeinen Vorschriften für Maschinensicherheit. Das sind zum Beispiel die Funktionsfähigkeit aller Sicherheitseinrichtungen (wie Not-Abschaltungen), die ordentliche Montage von Verkleidungen, ordentliche Zustand der Elektrik (mit korrekter Erdung), aufgeräumter Arbeitsplatz (betrifft nicht meinen Schreibtisch ;) ), usw.


    Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass jeweils der Sicherheitsstand der Erstauslieferung der Maschine gilt. Das ist wichtig für die vielen Museumsgeräte die noch überall laufen. Die Berufsgenossenschaft verlangen extrem selten Nachrüstungen. Und wenn, dann sind sie im Einzelnen genau beschrieben. Es kann aber sein, und das ist bei diesen älteren Maschinen grundsätzlich nicht dumm, eine tägliche Überprüfung der Sicherheitsfunktionen verlangt wird. Das kann zum Beispiel so aussehen, dass am Morgen einmal der Not-Aus betätigt wird um zu sehen ober er noch funktioniert.


    Buntpapier