Montag 29 April 2024

Adventskalender

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  • Die Idee die eigenen Werke vorzustellen finde ich lustig. Hier ist "mein" oder besser eines meiner Werke.


    Und es begab sich im Jahre 1985. Der Sommer war längst vorbei, die Blätter waren nicht mehr auf den Bäumen, die Tage wurden merklich kürzer und die Kleidung wurde immer umfangreicher. So war es an der Zeit wie jedes Jahr über Weihnachtsgeschenke nachzudenken. Aber halt, etwas fehlte da noch. Die Adventszeit! Es war Ende Oktober und der Blick auf den Kalender lies es schnell klar werden, ein Adventskalender musste her. Die Freundin würde sich freuen, das war sicher. Aber halt, sie hatte einen sehr hohen Anspruch. Nicht was den materiellen Wert des Adventskalenders betraf. Nein, der gestalterische Wert war entscheidend. Also war schnell klar ein Adventskalender gefüllt mit billiger Schokolade war nicht möglich. So etwas ging gar nicht. Es musste etwas Besonderes sein.


    Der Blick schweifte durchs Zimmer. Es war eine kleine Buchbinderei und am Fenster ein Bett. So habe ich überlegt was ich machen könnte. Ich stand auf und durchsuchte meine Schätze. Graupappe, Buchbinderleinen, Leder, Vorsatzpapier, selbstgemachte Buntpapiere, Schachteln mit Kleinkram und einen Präsentationskasten mit A3 großen Elefantenhautmustern. Die Idee war es etwas mit 24 Fächern zu bauen, 24 Türchen, die zusammen etwas Ganzes darstellten. Ich entschied mich für ein Fachwerkhaus. Schnell war die Front zu geschnitten. Die Fachwerkfelder wurden dann die einzelnen Türchen. Aber es reichte nicht. Also wurde das Dach hohl gestaltet. Hurra, das waren wieder drei Türchen. Es fehlte aber immer noch ein Türchen. Der Schornstein? Nein, das war irgendwie blöd. Das Fallrohr der Regenrinne war besser. Noch einmal nachzählen, ja es waren 24 Türchen. Also los. Das Fachwerk war schnell gebaut. Die einzelnen kleinen Kästen dahinter habe ich nur von innen bezogen. Und am Ende war die Restekiste leer. Die Regenrinne und das Fallrohr habe ich aus Papier gewickelt. Soweit war alles ziemlich schnell fertig. Dann kam die Dachdeckung an die Reihe. Ich habe ein Locheisen gekauft und die Schindeln fürs Dach ausgestanzt. Zu dem Zeitpunkt war ich zufrieden mit meiner Idee alles war ordentlich und originell.


    Das größte Problem war es aber 24 Kleinigkeiten zu finden, die in die kleinen passten. Ich bin tagelang durch die Stadt gelaufen und habe die Kaufhäuser durchkämmt. Ich war Buchbinderlehrling der von Sozialhilfe lebte. Es war meine dritte Ausbildung, die vom Abreitsamt bezahlt wurde. Das war schon sehr eng. Zum Glück hatte ich ein Jahr vorher das Rauchen aufgegeben. Sonst wäre es in der Küche wohl etwas traurig geworden.


    Es hat aber gut geklappt und der Adventskalender war so gut, dass er die letzten 37 ½ Jahre in irgendeiner Ecke herumgestanden hat und nicht entsorgt wurde.


    Klaus


                 

  • Oh wow. Ich hab schon manch schönen Adventskalender gesehen. Aber sowas wie diesen noch nie. Der ist ein Schmuckstück.

  • Doktor Flyer

    Hat das Label Proejektvorstellung hinzugefügt