Samstag 27 April 2024

Buchbinderquiz Nr. 26

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  • Machen wir doch mal was Einfaches.

    Ein paar Fragen:

    • Was versteht man unter »Interimskartonage«?
    • Was versteht man unter einer Broschur (Verlags- oder Steifbroschur)?
    • Was ist der Unterschied zwischen einem »Ganzledereinband« und einem »Ganzfranzband«?
    • Wie kann ein »Halbfranzband« gleichzeitig »echte Bünde« haben und einen »eingesägten Rücken«?
    • Was ist ein »Ganzfranzband« (oder auch ein »Halbfranz«) mit festem Rücken?
    • Was versteht man unter einem »gebrochenen Rücken«?
    • Was bedeutet »Maroquin«
  • Hallo Theo!

    Das sind gute Fragen. Ich bin gepannt wie die Antworten sind.

    Und ich bin gespannt was ein "gebrochener Rücken" ist. Wenn ich vom Brennholz spalten aus dem Wald komme habe ich auch so ein Gefühl. Gebrochenes Herz kenne ich auch noch. Aber das ist ein anderes Rätsel.


    Wie gesagt, ich bin gespannt.

  • Vieles davon kenne ich bisher noch gar nicht. Lediglich beim gebrochenen Rücken kann ich raten. Im erklären bin ich aber nicht gut...seht mir das bitte etwas nach.

    Ist das nicht dieser dreigeteilte Einband, wo dann für den Rücken ein anderes Material oder das gleiche Material in verschiedenen Farben verwendet wird? Heißt...Vorder- und
    Rückseite sind gleich, lediglich der Rücken sieht dann anders aus. Also nicht der Einband in einem Stück.

  • Lustig! Einfach sieht anders aus, vielleicht ein bisschen viel auf einmal. 😂


    1. Vom Verlag gefalzte und einfach geheftete lagen; keine Klebung am Rücken; vorgeklebtes Vorsatz; nicht beschnitten und ohne weiteren Pi-pa-po; in einen Pappumschlag oder janz einfache Decke eingehängt. Nach dem kauf, ab zum lieblings Buchbindermeister zwecks zünftigem einbinden. Wer sich dabei unsicher ist, kann im Pressbengel Rat finden.


    2. Ganz einfacher Einband: geheftet oder gelumpatscht, mit vorgeklebtem Vorsatz; Deckel auf den Vorsatz; dann entweder ganz in Papier oder nur den Rücken beziehen wobei der Bezug oft am Rücken klebt; dann meistens rundum beschneiden.

    3. Ganzleder auf 45° meistens auf Heftband oder aufgedrehter Kordel geheftet, abgepreßt, Decke wie beim Deckenband (meistens); Ganzfranz auf 90° abgepreßt, aufgedrehter (oder auch nicht) Kordel geheftet, Bünde entweder durchgezogen oder oben auf Deckel ausgefächert. Bei beiden gibts viel Raum für variationen, z.B. Vorsatz ...


    4. Hmmm, eingesägter Rücken bringt meist "echte" Bünde mit sich. Frage ist, stehen die über den Rücken hervor sodass, die sichtbar sind, entweder mit festem Rücken, oder mit Hülse, die um/über die Bünde formiert wird.


    5. Leder wird direkt mit dem Rücken verbunden ohne Zwischenraum oder Hülse ...


    6. Hier der historische Kern. Mit dem kann man fast alles machen: Pappband, Edelpapp, 3-teilig, mit aufgesetzten Deckeln oder auf dem Buch aufgebaut a-la Bradel, ... (Nur so nebenbei, ich arbeite mich so ziemlich durch die ganze Fachliteratur, angefangen mit Zeidler 1708, und beschreibe die Entwicklung hiervon.


    7. Ein sehr schönes und teures, grob narbiges Ziegenleder, ursprünglich aus Marocco. Im 19. und 20. Jh. wurde die Narbung dann mit polierten Metallplatten weggepreßt, damit schön glatt, sodass die üppige Vergoldung so richtig sticht.


    Ok gemacht Meister?

    Machen wir doch mal was Einfaches.

    Ein paar Fragen:

    1. Was versteht man unter »Interimskartonage«?
    2. Was versteht man unter einer Broschur (Verlags- oder Steifbroschur)?
    3. Was ist der Unterschied zwischen einem »Ganzledereinband« und einem »Ganzfranzband«?
    4. Wie kann ein »Halbfranzband« gleichzeitig »echte Bünde« haben und einen »eingesägten Rücken«?
    5. Was ist ein »Ganzfranzband« (oder auch ein »Halbfranz«) mit festem Rücken?
    6. Was versteht man unter einem »gebrochenen Rücken«?
    7. Was bedeutet »Maroquin«

    3 Mal editiert, zuletzt von Peter Verheyen ()

  • Sehr gut gemacht, Meister! :)


    Dazu kann ich kaum was ergänzen.

    zur »Interimskartonage« lässt sich sagen, dass das eher mit wertvollen Büchern so gemacht wurde, billigere wurden teilweise einfach (ohne dass die Bögen aufgeschnitten zu werden) nur gefaltet und ich Packpapier gepackt.


    Der Ganzledereinband ist vom Prinzip her so gemacht wie ein Gewebeeinband, nur dass die »Decke« statt mit Papier oder Leinen mit Leder überzogen wird.


    Der gebrochene Rücken hat also nichts mit Klaus’ Holzarbeit noch mit dem grässlichen Knacken das ein gelumbecktes Buch von sich gibt, wenn man es zu weit aufschlägt, von sich gibt.

    Vielleicht dazu noch ein Zitat aus meinem »Wiese« von 1944 (eine geschichtlich interessante Ausgabe):

    »"Gebrochener Rücken" bedeutet, dass die Rückeneinlage aus Karton auf Papier aufgeklebt und dies dann der Rückenstärke und dem Falz entsprechend gebrochen und über den Buchrücken herübergezogen wird.«

    Zum Halb- oder Ganzfranzband: Der Franzband hat im Prinzip nichts mit den »Bünden« zu tun die man auf dem Rücken sieht. Die Bindung kann, wenn eingesägt, auch im Buch versteckt sein oder sehr flach, wenn sie auf aufgedrehte Kordel gebunden sind. Franzband ist die Methode des Einhängen mit einem »tiefen Falz« zum Einen und der festen Verbindung der Bünde mit den Deckeln, zum Anderen. Das hat Peter ja schon beim Unterschied zwischen Ganzledereinband und Franzband beschrieben.


    Ja, Peter, Fritz-Otto würde nur wissend nicken. »War doch klar, dass der das weiß! Wer denn sonst?« ;)


    Du bist dran mit Frage 27

  • Auch Erläuterungen von mir, ins besonders zum Wiese und den "gebrochenen Rücken". Wiese '44 habe ich nicht, dafür aber Luers '43 und '49. Weitgehend gleicher text, aber einiger der Bilder wurden ausgetauscht. Damals erwartete das Handwerk Aufträge vom Staat und der Staat hatte eine gewisse Ästhetik. Die musste gelernt werden. Das sieht man in vielen Fachbüchern und Zeitschriften, z.B. Buchbinderlehrling in den Arbeiten die gezeigt wurden, der Sozialkunde und auch in der Rhetorik. Die Politik war allgegenwärtig, manchmal auf das krasseste. Nach dem Krieg, sanieren und so tun als ob es '33-'45 nicht gab... Persilschein halt. Für mich ist die Zeit um 1900-50 faszinierend. Bei Dorfner ist das ganze besonders interessant/pikant, weil der auch in der DDR blieb und arbeitete. In vieler Hinsicht wie bei Gustaf Gründgens. Irgendwann ein Pressbengel Project Artikel. Bilder gibts. Viele Aspekte scheinen sich zu wiederholen ...


    Beim "gebrochenen Rücken" hast Du völlig recht was die moderne Form wie wir sie seit ungefähr 1856 kennen betrifft. Damals wurde diese in Thons Die Kunst Bücher zu binden (1856) beschrieben. Davor war es so wie in dem Bild, aus einem Stück, mit dem Ganzen auf dem Buchblock aufgebaut. Bei den Franzosen hieß das damals in Le Normande, “Cartonnage allemand, dit à la Bradel”.


    Versuche mir was für den nächsten Rätsel auszudenken.


    p.

    2 Mal editiert, zuletzt von Peter Verheyen ()